ZUSAMMENFASSUNG DER UMFRAGE: Recon zu einem sicheren Raum für alle machen

Wir entschuldigen uns aufrichtig dafür, dass es so lange gedauert hat, die Ergebnisse unserer Umfrage vom September 2020 zu veröffentlichen. Eure Resonanz zu dem komplexen, aber sehr wichtigen Thema Rassismus und Anti-Hass war überwältigend.

Insgesamt haben 5.350 Recon-Mitglieder an der Umfrage teilgenommen, in der vermutlich ein paar zu viele offene Fragen gestellt wurden! Doch angesichts des sensiblen Themas hielten wir es für angebracht, euch die Möglichkeit zu geben, eure Meinung offen loszuwerden. Im Gegenzug wollten wir uns die Zeit nehmen, alle Aussagen zu lesen und die Daten auszuwerten, um das generelle Empfinden unserer Mitglieder einschätzen zu können, um weitere Schritte planen zu können.

Von den Mitgliedern, die die Umfrage beantwortet haben, waren 87% weiß und 13% People of Color (PoC). „People of Color" steht in diesem Fall als Synonym für die ethnische Zugehörigkeit, die auf dem Profil des jeweiligen Mitglieds angezeigt wird: Schwarz, Mixed, Asiatisch, Südasiatisch, Latino, Hispanisch, Arabisch oder Sonstige. Zum Vergleich: Recon besteht zu 70% aus Weißen und zu 25% aus People of Color (5% machen lieber keine Angaben). Anknüpfend an unser Statement vom Juni 2020 bezüglich der Anti-Rassismus-Bewegung und des Filters für ethnische Zugehörigkeit, wollten wir uns mit unseren Mitgliedern, insbesondere mit den People of Colour, austauschen, um zu verstehen, inwieweit unsere Plattform und zahlreiche andere Netzwerke das Problem angehen und welche Nuancen es gibt. Um einen wirklichen Einblick zu bekommen, hielten wir es daher für unumgänglich, unseren Mitgliedern of Colour und unseren weißen Mitgliedern spezifische Fragen zu ihren Erfahrungen auf Recon zu stellen.

Ein großer Teil der weißen Mitglieder, die an der Umfrage teilgenommen haben, fühlte sich über die Auswirkungen von Rassismus und sexuellem Rassismus gegenüber People of Colour informiert und fühlte sich wohl dabei, Inhalte zu diesem Thema auf der Plattform zu sehen. Allerdings sollten wir auch erwähnen, dass 10% dieser Nutzer nicht der Meinung waren, dass Recon der richtige Ort sei, um derartige Themen zu diskutieren. Wir möchten jedoch noch einmal bekräftigen, dass die Inhalte, die wir erstellen und veröffentlichen, ein Abbild der Szene sind, mit dem Ziel, unsere Mitglieder zu informieren und zu unterhalten. Wir sind bestrebt, die Vielfalt auf Recon zu präsentieren und zu fördern, in der Hoffnung, unsere Mitglieder dadurch stärker repräsentieren zu können.



Mit dem Wissen darüber, wie sich Rassismus und sexueller Rassismus auf People of Colour auswirkt, insbesondere in den Regionen, in denen Recon präsent ist, fragten wir unsere weißen Mitglieder, ob es irgendetwas gibt, was sie tun könnten, um gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen. Eine ganze Reihe von Antworten stand im Widerspruch zu der vorherigen Frage, wie gut sie über das Thema informiert seien. Damit ist klar, dass mehr Aufklärung nötig ist. So reichten die Antworten von der Ablehnung des Themas, bis hin zum mangelnden Verständnis, warum es rassistisch sei, eine ethnische Präferenz zu haben. Zwei Drittel der Befragten verstanden jedoch, dass es ein erster Schritt auf dem Weg zu Gleichberechtigung und mehr Inklusion ist, People of Colour offen zuzuhören und sie mit Respekt und Aufgeschlossenheit zu behandeln. Die meisten dieser Antworten betonten zudem die Notwendigkeit von mehr Sensibilisierung und Aufklärung hinsichtlich dieser Themen, aber auch die Pflicht der weißen Mitglieder, People of Colour im Kampf gegen Hass zu verteidigen und sich für sie einzusetzen.

Was die Nutzung von Filtern durch weiße Mitglieder angeht, haben wir die Befragten gebeten, zu bewerten, welche Filter für sie bei der Suche auf Recon am wichtigsten sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Kompatibilität hinsichtlich der sexuellen Rolle und den Fetisch-Interessen den höchsten Stellenwert haben, während die ethnische Zugehörigkeit und die Haarfarbe/der Haartyp an letzter Stelle stehen. Die Analyse der Daten zur Nutzung des Ethnizitätsfilters auf Recon zeigt, dass nur 1,2% aller Mitglieder ihn nutzen. Von diesen 1,2% filtern etwas mehr als ein Viertel nach ihrer eigenen Ethnie. Diese Zahlen untermauern das Ranking und wir können demnach Rückschlüsse auf die Notwendigkeit des Ethnizitätsfilters auf Recon ziehen.


68 % der Befragten People of Color sind der Meinung, dass der Ethnizitätsfilter ein nützliches Werkzeug sein kann, um andere Mitglieder zu finden, mit denen sie sich identifizieren können. Die restlichen 32% sind jedoch der Ansicht, dass es ein Hilfsmittel ist, um ein ethnisches Profil zu erstellen, oder sie verwenden es schlichtweg überhaupt nicht. Daraus können wir bei Recon schlussfolgern, dass es hilfreich wäre, wenn sich People of Colour miteinander verbinden könnten, es aber moderiert werden müsste, um Missbrauch vorzubeugen.

Die Antworten der People of Colour verdeutlichen, dass es abhängig von der ethnischen Zugehörigkeit und der jeweiligen Region unterschiedliche Erfahrungswerte gibt. Die Reaktionen der verschiedenen ethnischen Gruppen fielen sehr unterschiedlich aus und es gibt offenbar eine merkliche Kluft, je nachdem wie dunkel die Hautfarbe einer Person ist. Wir haben auch einige große Unterschiede in der schwarzen, asiatischen und südasiatischen Gemeinschaft festgestellt, wenn es um die Frage der Begehrlichkeit und der Fetischisierung geht.

Wir haben unsere Mitglieder of Colour gefragt, ob sie jemals Rassismus auf Recon erfahren haben. Anhand der Ergebnisse sehen wir, dass schwarze und südasiatische Mitglieder häufiger unter rassistischen Beschimpfungen zu leiden haben. Die häufigsten Erlebnisse sind dabei Ablehnung durch andere aufgrund der eigenen ethnischen Zugehörigkeit, dass Mitglieder rassistische Ausdrücke in Nachrichten gegen sie verwenden oder sogar gezielt wegen ihrer Herkunft kontaktiert werden. Diese Formen des rassistischen Missbrauchs entmenschlichen eine Person und reduzieren sie auf nur ein Merkmal, anstatt sie als Individuum zu sehen.


Weitere Umstände, die dazu führen können, dass People of Colour das Gefühl haben, bei Recon nicht willkommen zu sein, umfassen Mikroaggressionen, ausgrenzende Profiltexte und weiße Mitglieder, die versuchen, sie in nicht-einvernehmliche Rassen-Spiele zu verwickeln. In der Kink-Community sind die Grenzen manchmal fließend, wenn es darum geht, bestimmte Dinge zu fetischisieren. Entmenschlichung und Erniedrigung sind nicht das Gleiche. Erniedrigung kann Bestandteil einer Session sein, allerdings muss dies einvernehmlich geschehen, während man anerkennt, dass ethnische und weitere soziale Faktoren extrem sensible Bereiche sind, die tabu bleiben sollten.

Derartige negative Erfahrungen können dazu führen, dass sich Mitglieder of Colour nicht wohlfühlen und eine unfreundliche Umgebung vorfinden, da weiße Mitglieder in der Mehrheit sind und vielleicht nicht bedenken, welche Auswirkungen diese Handlungen haben können. Das unterstreichen auch die Antworten auf die Frage, ob sich People of Color aufgrund ihrer Hautfarbe fehl am Platz fühlen würden. Eine Analyse aller Antworten mit offenem Ende, die detailliert darlegen, warum sich die Mitglieder ausgeschlossen fühlen, ergab, dass Schwarze Mitglieder eher das Gefühl haben, fetischisiert zu werden, wohingegen asiatische und südasiatische Mitglieder den Eindruck haben, nicht erwünscht zu sein und aus diesem Grund ausgeschlossen zu werden.

Wir können nicht oft genug betonen, dass wir alle einen Teil dazu beitragen müssen, derartige Emotionen auf der Plattform zu bekämpfen, was letztendlich auch allen zugutekommt. Als wir alle Mitglieder gefragt haben, wie sie sich in Bezug auf offenen und unterschwelligen Hass auf dem eigenen Profil fühlen, sind folgende Schlagworte herausgestochen:

TRAURIG, BELEIDIGT, ÜBERFLÜSSIG, SCHRECKLICH, VERÄRGERT, DISKRIMINIERT, WÜTEND, SCHLECHT, VERLETZT, ENTTÄUSCHT, UNWOHL

Keiner von uns möchte diese Gefühle der Isolation und der Ausgrenzung erleben und mit ein wenig mehr Rücksichtnahme untereinander könnten sie auch überwunden werden.

Darüber hinaus ist uns bewusst, dass ihr, die Mitglieder, wollt, dass wir uns in Bereichen wie der Meldefunktion verbessern. Wir arbeiten bereits daran, weitere Reporting-Kategorien hinzuzufügen und Fälle von Hassrede (Hate Speech) und Diskriminierung stärker zu priorisieren. Außerdem wollt ihr, dass wir klarer definieren, was akzeptables Mitgliederverhalten ist und was nicht, und dass wir härter gegen diejenigen vorgehen, die sich nicht an diese Grundsätze halten. Was auch auffiel, ist, dass ihr wollt, dass wir alle Formen von Hass und Diskriminierung berücksichtigen, nicht nur ethnische, sondern auch Altersdiskriminierung oder Body- und Femme-Shaming, um nur einige zu nennen. Wir sind uns der Rolle von Recon wohl bewusst. Alle gesammelten Kommentare der Umfrage werden in unsere Anti-Hass-Charta einfließen, die einen Verhaltenskodex für alle Recon-Mitglieder beinhaltet.

Die zahlreichen Kommentare von schwarzen, asiatischen und südasiatischen Mitgliedern im Rahmen dieser Umfrage haben uns gezeigt, welche Auswirkungen der Hass auf diese Gemeinschaften hat. Recon möchte in diesem Zusammenhang noch einmal betonen, dass wir jegliche Akte der Gewalt verurteilen und zutiefst betrübt sind über die Übergriffe auf die asiatische Community in Amerika und auf der ganzen Welt. Solltest du derartigen Hass hier auf Recon erlebt haben, melde das Mitglied bitte über die Meldefunktion oder schreibe eine E-Mail an den Kundensupport: support@recon.com. In einem kürzlich erschienenen Newsletter haben unsere Freunde von MIR eine Liste mit hilfreichen Quellen bzw. Ressourcen für die asiatisch-amerikanische Gemeinschaft zur Verfügung gestellt, zu der wir unten einen Link angefügt haben. #StopAsianHate

Wir als Gemeinschaft wissen aus erster Hand, wie schrecklich es sich anfühlt, ausgegrenzt und diskriminiert zu werden, bloß weil wir so sind, wie wir eben sind. Wir hoffen sehr, dass das Teilen dieser Ergebnisse uns alle dazu veranlasst, über die Bedeutung von Empathie und Verständnis im Umgang mit anderen Kinkstern nachzudenken. Die Thematik ist komplex, vielschichtig und diffizil, aber es ist klar, dass wir uns alle weiterentwickeln und offener agieren müssen, damit die Szene gedeihen und fortbestehen kann.

Weitere Ergebnisse der Umfrage sind unter dem untenstehenden Link abrufbar.