YVAN IM DARKROOM: Modifizierte Körper.
von
Recon News
22 April 2020
Yvan, auch bekannt unter seinem Profilnamen QueerYvan, ist ein Historiker im Bereich Sexualität. Im Rahmen einer fortlaufenden Reihe spricht er über einige seiner Lieblings-Fetisch-Dates (er wird dabei sehr ausführlich) und teilt gelegentlich sein Wissen bezüglich der Geschichte des Fetisch mit uns.
Ich sah ihn auf der anderen Seite des Raumes, wie er die Stufen zu den Toiletten im hinteren Teil des Lab hinaufging. Der Raum war voller mit Nummern beschrifteter, namenloser Männer, die sich gegeneinander lehnten, fickten, schwitzten und stöhnten - er ragte jedoch aus ihnen hervor. Er sah großartig aus: ein grauer Bart und grimmige dunkle Augen, große, schlanke, dicke Stahlringe in seinen Brustwarzen und seinem Schwanz, bedeckt von einem komplexen Muster schwarzer Tätowierungen. Ich musste ihm einfach folgen.
Als wir anfingen zu reden, ging es um das Tätowieren. Er fragte, ob ich von Alex Binnie gehört hatte, den ich als die Legende von Into You aus London kannte. Er erzählte mir, dass er all seine Tattoos in den 1980er Jahren ausführen ließ, schwere schwarze Flecken, die seinen Körper bedeckten, einige davon waren angelehnt an andere Kulturen und in einer neuen Form interpretiert, noch bevor die Stammestätowierung (Tribals) zum Symbol des so genannten städtischen Primitivismus wurde. Das Werk war ebenso beeindruckend wie er selbst. Wir bewunderten uns gegenseitig und unsere jeweilige Tinte unter der Haut, wobei ich in diesem älteren Mann etwas von mir selbst wiedererkannte. Sein Geschmack, wie er seinen Körper seiner ästhetischen Vision von dem, was er sich unter einem Mann vorstellte, gewidmet und angepasst hatte; ich mochte alles an ihm, sogar seine Stimme. Doch seine Tattoos machten ihn zu einem der besondersten Exemplare eines Mannes, die ich je gesehen habe. Er verkörperte das, was ich werden wollte, in dem Raum, in dem ich existieren wollte. Ich stellte ihn mir vor, als er ein junger Mann war und sich auf diese Reise der Schmerzen und der Kreativität begab, um seinen Körper zu seinem eigenen Kunstwerk zu machen.
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Als ich begann, mich ernsthaft für Tattoos zu interessieren, war es direkt mit meinen ebenfalls gerade startenden Erkundungen bezüglich BDSM verbunden. Mein Körper wurde zu einem Werkzeug und auch gleichzeitig zum Fokus der Untersuchungen - ich erforschte meine Grenzen, testete meine Reaktionen auf Schmerz, meine Umwandlung der Agonie in Erotik, suchte neue Wege zum Vergnügen, nicht nach Definitionen meiner Wünsche. Mein Körper wurde zu einem Kunstwerk, zu einer Kategorie des Wissens, die sich von der akademischen Reflexion unterschied. Ich veränderte meinen Körper, um meine Reisen in diese Landschaft zu definieren, um mich daran zu erinnern, was ich sein wollte und was ich getan hatte.
Alles auf meiner Haut ist in Schwarz und Rot gehalten, schon von Anfang an: ein skandinavisches Muster, das meinen Ausstieg aus dem unkonventionell-bürgerlichen Leben markierte; „baise moi" das mir in schlechter Handführung über den Arsch geschrieben wurde; ein schwarzes X auf meinem Rücken, das ein mittlerweile uninteressant gewordenes Tattoo verdeckte (ein beschissenes Tribal-Arschgeweih); ein mysteriöses Tattoo von Volko Merschky und Simone Pfaff vom Buena Vista Tattoo Club; tätowierte Arme von Yonah Krank und Sven von Kratz; ein wachsender Schwertlilienstrauß am linken Fuß von Delphine Noiztoy. Außerdem habe ich auf der linken Seite meines Körpers grafische rote Farbspuren, die in BDSM-Sessions mit einem Skalpell, einer Nadel und einem Fläschchen Tinte entstanden sind. Das beste Stück ist die lange schwarze Linie von Delphine, die meinen Körper von den Zehen bis zum Hals durchzieht und meine rechte Brustwarze bedeckt. Sie definiert, wer ich werden wollte, eine Linie, die mein altes Leben abschneidet und meine Identität neu erschaffen lässt, ficken, wen ich will, ficken, wie ich will, tanzen, so oft ich kann, in den besten Clubs der Welt, tanzen, wie ein Band im Wind. Meine Tätowierungen sind untrennbar mit diesem Prozess des Werdens - mit meiner Identität - verbunden.
Erst Schmerz, dann Vergnügen. Früher waren meine Brustwarzen für mich uninteressant, inmitten meiner behaarten Brust verbargen sie sich vor der Lust, durch die die männliche Sexualität definiert und begrenzt wird. Meine Liebhaber berührten meine Nippel nie, ebenso wenig wie ich. Aber dann las ich irgendwann in einem Playboy-Magazin über gepiercte Brustwarzen und beschloss, mir meine eigenen ebenfalls zu piercen. Es war einer meiner ersten Versuche, Schmerz in Vergnügen umzuwandeln, wobei ich vergaß, dass ich in der Schule von Kerlen, die kräftiger waren als ich, verprügelt wurde. Die Kontrolle über meinen Körper zu übernehmen, war etwas, das mein Leben verändern würde, auch wenn es lange dauerte, bis die Lektionen verinnerlicht waren. Mein zwanzigjähriges Ich stand mit einer Injektionsnadel vor dem Badezimmerspiegel und ging im Anschluss mit vollgesauten Fingern, einem stechenden Brustkorb und einem tiefen Empfinden hinaus, dass es durch das Eindringen in den eigenen Körper etwas in ihm entdeckt hatte. Jetzt, nach vielen weiteren Stichen, sind es 4mm-Nadeln, die mich den Qualen näherbringen, die mein Herz höherschlagen lassen. Eine schwarze Brustwarze, eine rote, beide empfindlich für den Schmerz, der entsteht, wenn sie gedehnt und mit Gewichten beschwert werden, die hin und her schwingen, wenn ich gefickt oder gefesselt und ausgepeitscht werde. Das sind einige der vielen Möglichkeiten, wie der Körper in der BDSM-Welt bespielt werden kann.
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Wieder zurück zum Lab., einem geheimnisvollen Raum, in dem die dunklen Tiefen nach einer Reinheit durchsucht werden, die aus der anonymen Intimität hervorsticht und neue Lebensformen entstehen lässt.
-- Coole Tattoos, sagte ein Kerl. Ich habe schon mal Bilder von dir gesehen.
-- Wo?
-- Auf deinem Recon-Profil.
Er hatte meine Geschichten gelesen und wusste, was für ein Genussmensch ich war.
-- Kann ich dich berühren?
Sicher doch, stimmte ich zu.
Er legte seine Hand an meinen Hals an dem Punkt, wo mein schwarzer Streifen in einem Asaha-Muster endet, wo die Linien dicker werden und sich an meinem Schlüsselbein zu einem festen Schwarz zusammenfügen. Von hier aus verfolgte er den Weg des Schmerzes, den Delphine über mehrere Jahre hinweg in mich hineinritzte, von der intensiven Schwärzung meiner Seite über die lange Strecke meines Beines bis hin zur zarten Asaha-Umkehrung an meinem Fuß, die in winzigen Flecken an meinen Zehen verblasst. Seine Finger erkundeten sanft die ganze Länge des Kunstwerkes, hielten inne, um die Stärke meines Brustwarzen-Piercings zu spüren, fuhren fort. Ich zählte die Zeit bis zu seinem nächsten Schritt, er glitt an meinen Haaren vorbei, weiter an meinem Schwanz, kniete sich hin, während ich mich auf der Bank zurücklehnte, um ihn zu beobachten.
Er hielt inne, um mir die Stiefel und meine Socken auszuziehen und meine Füße zu bewundern. Er atmete meinen Geruch tief in seine Nasenlöcher ein und begann, meinen Körper weiter zu erkunden, diesmal mit seinem Mund. Er nahm meine tätowierten Zehen - die einmal vor Schmerz ob der Intensität der stechenden Nadel gebrannt hatten - in seinen Mund und leckte mit seiner Zunge vorsichtig meine verschwitzten Füße. Er fuhr mit flachgedrückter Zunge über meinen Knöchel, kitzelte meine Haare bis zum Bein hinauf, bis ich meine Hand auf seinen Kopf legte, um ihn zu stoppen, wobei mein Schwanz an seiner bärtigen Wange ruhte. Seine Lippen waren immer noch an meine Leiste gepresst, wo das Tätowieren der Linie am schmerzhaftesten gewesen war. Die empfindliche Haut erinnerte sich an eine Qual, die mich in der Nacht nach der ersten und härtesten Tätowierungssitzung überhaupt in einen Schock versetzte. Er atmete meinen Duft ein.
Ich nahm meine Finger in seinen Mund und steckte anschließend meinen Schwanz hinein. Ich war nicht sehr hart, also sagte ich ihm, er solle ihn hart machen. Ich hielt seinen Kopf mit meinen Händen fest und bewegte mich mit meinen Hüften, wobei mein weicher Schwanz gegen seine Zunge anschwoll. Minutenlang packte ich ihn so, fühlte, wie Speichel an meinen Eiern heruntertropfte, fühlte, wie er sich zusammenpresste und zu kämpfen begann, während mein Schwanz wuchs. Das machte mich hart. Ich zog ihn ein wenig heraus, um ihn aufatmen zu lassen, dann schob ich ihn wieder hinein und stand nun auf, damit ich sein Gesicht noch härter ficken konnte. Er hielt meine feuchten Eier in einer Hand und führte mich hinein in seinen Hals und wieder heraus, wobei ich mich mit meinen Händen über meinem Kopf am Rahmen der Bank, auf der wir uns getroffen hatten, festhielt. Als ich kam, hielt er meine Eier fest und fühlte, wie ich in seinem Rachen abspritzte, zu tief, um es zu schmecken. Er stand auf, um mich zu küssen, der Bart war nass und stank nach meinem Schwanz.
Ich nahm seinen harten Schwanz in meine Hand und begann, ihn zu wichsen. Er war nass vom Precum.
-- Fass ihn auf der Unterseite an.
Es gab nichts Bemerkenswertes an seinem Schwanz, bis ich unter die Eichel griff und eine Aufspaltung erfühlte, die seine Harnröhre etwa ein Drittel der Länge hinunterlief und teilte.
-- Kann ich dich blasen? Fragte ich.
Er bejahte meine Frage sehr enthusiastisch. Ich schätze, ich war ebenso angeregt wie er, denn ich hatte noch nie einen so modifizierten Schwanz abgesehen von einem Prinz Albert gelutscht. Er fühlte sich genauso an wie alle anderen auch, abgesehen von der tiefen Rille, die seine Harnröhre meiner Zunge aussetzte. Ich hielt seinen Schwanz in meiner Hand und leckte ihn, hörte ihn stöhnen und schmeckte sein salziges Precum. Er fand es offensichtlich sehr geil – war verloren in Träumereien. Ich machte weiter, verlor mich in seinem Körper, der sich allmählich anspannte. Ich spürte, wie sich seine Eier immer enger zusammenzogen, sein Schwanz begann, nach dem bevorstehenden Orgasmus zu riechen. Ich kniete, schaute auf und fickte den Schlitz seines Schwanzes mit meiner Zunge, bis ich fühlte, wie ein dicker Spermaschwall über meine Lippen und meinen Bart spritzte, während ich ihn lutschte und abschluckte. Es kam eine Menge. Es umspülte warm meine Zunge, geil und klebrig. Ich beobachtete ihn, während ich schluckte, meine Finger waren mit Sperma getränkt. Ich wischte es aus meinem Bart, eher schlecht als recht.
Danach besprachen wir, wie er dazu gekommen war. Er erzählte mir, dass er früher einen PA hatte, der ihm die Empfindungen in seiner Harnröhre aufgezeigt hatte, als er die Kugel des Piercings in die Harnröhre drehte und an ihm zog, bis er tropfte und kurz vor der Ejakulation stand. Danach startete er mit Sounding und stellte fest, dass die Art und Weise, wie sich sein Schwanz im Inneren anfühlte, ihn am meisten erregte, so dass er beschloss, ihn zu öffnen. Es klingt zwar gruselig, aber es ist nur ein kleiner Schnitt von der Harnröhre bis zur Hautoberfläche - sein Schwanz wird auch weiterhin hart und funktioniert wie immer, aber jetzt mit Zugang zu Millionen von zusätzlichen zugänglichen Nervenenden, die ihn vor Glückseligkeit verrückt machten.
-- Kennst du das Gefühl im Inneren deines Schwanzes, wenn du pisst? Es ist hundert Mal intensiver als das.
Seitdem war ich versucht, mich selbst zu verändern und zu modifizieren. Schwänze sind so sehr mit unserer Vorstellung von Männlichkeit verbunden - weitere Erkundungen können sie über diese Vorstellung hinaus interessant machen. Wie wir unseren Körper zum Vergnügen benutzen, ist sozial konstruiert - gebunden an Vorstellungen von Pathologie, Anstand, Ästhetik: die Dinge, die uns erzählt werden, sind von Experten und Gesetzgebern als "normal" etabliert worden. Wenn wir auf unseren Körper hören, können wir der Normalität widerstehen und uns selbst frei erforschen. Das hat mich die sexuelle Körpermodifikation gelehrt.
Die körperliche Veränderung, die ich mir als nächstes wünsche, ist die Tätowierung meines Schwanzes und meiner Eier durch Touka Voudoo im Studio „Stockholm Alternative". Überall wird der Schwanz als heilig behandelt, von Heterosexuellen, die giftige Männlichkeit ausüben, bis hin zur schwulen Szene mit der Anbetung möglichst massiver Schwänze. Doch die Art und Weise, wie ich mit meinem Schwanz und meinen Eiern und denen anderer Männer spiele - sie zu fesseln, zu dehnen, zu quetschen, zu necken, alles empfindlicher und geschwollener zu machen, bevor ich sie loslasse - hat mich gelehrt, dass das Ficken an sich nur eine Möglichkeit von vielen ist, mit dem männlichen Körper zu spielen. Um den Penis aus diesem reduzierten Bild zu entfernen, möchte ich meinen Schwanz und meine Eier in Tukas Expertenhände legen, meinen Körper in etwas ästhetisch anderes verwandeln, damit die Leute sich fragen, wie es sich anfühlt, dort tätowiert zu sein. Ich suche nach einer anderen Männlichkeit, die durch bewusste Reflexion und körperliche Tortur konstruiert wird, eine, die nicht in den bestehenden Vorstellungen vom Körper gefangen ist und Kraft benötigt, um eine einfache Vorstellung von Lust zu unterstreichen. Ein selbst angepasster Körper, der durch die Erforschung seiner Grenzen und der Vergnügungen, die solche Überschreitungen mit sich bringen, konstruiert wird.
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