UNCLE OF AGONY: Roleplay

UNCLE OF AGONY: Roleplay

von Recon News

09 Januar 2019

Lifestyle Dominanter und professioneller Sex-Aufklärer – Master Dominic – hilft die Fragen von Mitgliedern zu beantworten und gibt denen Rat, die BDSM und Fetisch-Beziehungen erkunden und haben.

Hallo Dominik,

Ich habe viele Playdates mit einem anderen Mann und der natürliche Flow beim Sex/Kink läuft großartig. Er steht jedoch sehr auf Roleplay, das von Superhelden bis zu Gefängnis-/Verhörsituationen reicht und um ehrlich zu sein, ich kann damit einfach nichts anfangen. Es macht mich nicht verrückt, aber es verwirrt mich doch. Ich weiß nicht, wie ich hineinfinden soll, ohne, dass ich mir blöd vorkomme, deshalb würde mich interessieren, was Deine Gedanken dazu sind. Danke!


Master Dominic antwortet:



Das ist immer eine schwierige Frage! Es gibt so viele verschiedene Arten von Roleplay wie Gründe, warum Leute darauf stehen. Für manche ist es einfach nur alberner Spaß. Für andere stellt es eine Notwendigkeit dar, eine andere Einstellung im Kopf zu erlangen und für wieder andere kann es etwas sehr Tiefes bedeuten, zum Beispiel Traumata oder Ängste zu erkunden. Es gibt keine richtigen oder falschen Gründe, warum man auf bestimmtes Roleplay steht und es ist gut, sich daran zu erinnern.

Ich bin schon mehrmals in derselben Situation wie Du gesteckt – egal, ob jemand zu mir gesagt hat, dass er auf etwas steht, das mir einfach nicht in den Kopf passen will (ich wurde einmal eingeladen, Teil einer Little Bo Peep-Szene zu sein…) oder als mich hingesetzt habe und die Nachrichten angeschaut habe und nur dachte „Wie um alles in der Welt soll ich das denn anstellen?" Das Beste was mir dann letztendlich eingefallen ist, war – und das ist eine gute Idee – einfach nachzufragen! Ich denke, dass wir so daran gewöhnt sind, zu glauben, dass Sex von allein passieren sollte, so dass wir, wenn wir mit etwas eher Ungewöhnlichem konfrontiert werden, wir denken, dass dafür dieselben Regeln gelten und das ist einfach nicht so. Man muss die Person einfach fragen. Vielleicht nicht gleich à la „Erzähl mir Dein gesamtes Leben!", sondern als einfache Antwort im Sinne von „Das ist wirklich interessant – was daran turnt Dich genau an?" Es ist wichtig, nach einem tieferen Gespräch zu suchen, wenn es etwas Ernsteres ist als nur zu denken, dass ein gewisses Outfit sexy ist und verständnisvoll und offen dazu zu stehen, wenn das der Fall ist. Aber meistens ist die Antwort, die Du erhältst, sowieso ziemlich einfach und leicht zu verstehen. Jedes Roleplay hat eine klare Rolle und ein Thema – Bondage für Verhörsituationen, Schmerz für medizinische Untersuchungen, Erniedrigung für Eifersuchts-/Sklaven Szenarien – es ist ziemlich leicht, sich vorzustellen, was Dein Partner vorgeschlagen hat und wo es damit hingehen soll.

Genauso wichtig ist es, auch mit Deinen Gedanken offen umzugehen. Wenn es um etwas geht, dass Du verstörend oder beleidigend findest (rassistische Erniedrigung zum Beispiel), gibt es nie irgendeinen Zwang Dich darauf einzulassen. Manche Leute empfinden gewisse Sachen als eine zu große Herausforderung und auch das ist ok! Auch ich lehne einige Ideen für eine Session ab, weil ich denke, dass ich in meinem Kopf dazu keine gute Einstellung finden werde. Ich kann mich nicht richtig um meinen Sub kümmern, wenn ich in einer unangenehmen Stimmung bin, weshalb ich freundlich alles ablehne, von dem ich denke, dass es für mich zu herausfordernd oder verwirrend ist. Das heißt aber nicht, dass man deswegen andere verurteilen oder sich wie ein Arsch aufspielen darf. Wähle Deine Worte mit Bedacht, so dass sich Dein Partner nicht deshalb schämen muss. Du solltest niemals jemandem anderem in die Suppe spucken.

Jetzt habt ihr also ein bisschen darüber geredet und Du verstehst, warum er darauf steht – jetzt musst Du dann darüber nachdenken, wie Du das wirklich bewerkstelligen willst. Es klingt ein bisschen blöd, aber versuch' Dich dem Roleplay wie einem Theaterstück anzunähern.

Bereite Deine Rolle ein bisschen vor und schreib' Dir ein paar Zeilen auf! Du musst Dich nicht 3 Monate in einem Hotelzimmer einschließen, um in Deine Rolle hineinzufinden, aber ein paar Gedanken darüber, wer Deine Rolle ist und was sie sagen oder denken könnten, hilft Dir ganz schön weiter, wenn Du mitten in der Situation bist und nicht weißt, was Du sagen sollst. Nehmen wir als Beispiel den Gefängniswärter; ich hebe da gerne meine Stimme ein bisschen mehr an als es ein freundlicher Doktor machen würde und bin aggressiver und nicht so sehr ermutigend. Ein Gefangener würde auch eher nicht so freundlich behandelt werden, oder? Also liegt es auf der Hand, dass jemand, der das als Roleplay erleben möchte, also auch nicht so behandelt werden wollte. Kurze, klare, laute Anweisungen sind hier genau richtig, deshalb schreibe ich mir ein paar normale Sätze auf, mit denen ich ihn anschnauzen kann ohne groß nachdenken zu müssen. Wenn Du dann ein Bösewicht sein sollst, der seinen gefangenen Superhelden quält, bist Du wahrscheinlich viel höhnischer, einschüchternder und wirst eine Art von hinterlistigem Monolog halten, während er zappelt, um frei zu kommen. Im Falle des Bösewichts, würde ich es ein bisschen weniger heftig und humorvoller anlegen – sein Interesse daran, zeigt ja, dass er letztendlich ein Gefühl für Vorstellungskraft und eine Liebe zum Albernen hat.

Albernheit ist hier wirklich ein Schlüsselbegriff. Selbst wenn ihr euch auf etwas einlasst, dass vom Ton her eher ernst ist, ist es für euch beide wichtig, dass ihr euch daran erinnert, dass es auch ein bisschen bescheuert ist! Du wirst auch mal etwas im falschen Ton sagen und einen unbeabsichtigten Lacher dafür bekommen oder Wortsalat reden und damit kurzzeitig die Spannung rausnehmen. Passiert mir selbst ständig. Es ist das Gleiche wie bei jedem anderen Sex – wenn man nicht auch lachen kann, dann nehmt ihr es viel zu ernst. Mal nüchtern betrachtet, seid ihr zwei erwachsene Männer, die so tun, als ob der Gouverneur von Guantanamo Bay allen Insassen befohlen hat, dass sie bis zum Ende des Tages Schwänze lutschen müssen. Warum soll man sich deswegen bescheuert fühlen, wenn man einmal akzeptiert hat, dass es bescheuert ist? Klingt doch nach viel Spaß – auf jeden Fall für mich. Lasst euch darauf ein, genießt es und schaut mal, wie lange es braucht, bis ihr eure eigenen Ideen für eine Situation beginnt… Spaß steckt nämlich an.

Wenn ihr Uncle of Agony um Rat bezüglich eurer Fetische und Kinks fragen wollt – entweder mit eurem Usernamen oder anonym – dann schickt bitte eure Frage FAO: Uncle of Agony an: social@recon.com

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