UNCLE OF AGONY: Femme Mann wünscht sich Akzeptanz

UNCLE OF AGONY:  Femme Mann wünscht sich Akzeptanz

von Recon News

04 Februar 2019

Lifestyle Dominanter und professioneller Sex-Aufklärer – Master Dominic – hilft die Fragen von Mitgliedern zu beantworten und gibt denen Rat, die BDSM und Fetisch-Beziehungen erkunden und haben.

Hi Dominic,

vor Kurzem stellte ich fest, dass ich mich in der Kink Community nicht so wirklich zurechtfinde. Während ich keine bestimmten Probleme habe, jemanden zu dominieren, was mir ziemlich Spaß macht, fühle ich mich doch seit Kurzem unwohl, mit der Bedeutung, die Leute auf „Maskulinität" legen. Obwohl ich mich als Cisgender Mann identifiziere, genieße ich Androgynität und das Tragen von nicht traditioneller männlicher Kleidung von Zeit zu Zeit. Das kann von hochhackigen Lederstiefeln, Korsagen, Make-Up oder wonach auch immer, ich mich an dem Tag fühle, reichen. Aus diesem Grund, hörte ich, würde mir der Eintritt zu Kink Partys in dieser Stadt verwehrt werden. Ich kann keine direkte Frage dazu formulieren, ich glaube, ich möchte einfach die Sichtweise von jemanden zu diesem Thema hören. Ich bin zuallererst ein Aktivist für die LGBT Rechte und ich fühle mich, als ob ich meine eigenen Werte verraten würde, wenn ich mein Aussehen wegen etwas Anderem anpassen würde.

Danke, Filipe


Master Dominic antwortet:



Hallo Filipe! Ich habe mich sehr über Deine Frage gefreut. Diversität und Inklusion machen einen großen Teil dessen aus, worum es bei Recon geht (Ich, zum Beispiel, sitze gerade in einem bis zum Boden reichenden Morgenmantel und bin vollgeschminkt, während ich das schreibe) und wir wollen klarstellen, dass jeder bei Recon Events willkommen ist, egal ob Du wie ein ins echte Leben übertragener Tom of Finland Cartoon aussiehst oder mehr wie eine Drag Queen mit einem Ständer. Ich zähle mich stolz zur zweiten Kategorie. Bitte nimm' wahr, dass es Orte gibt, an denen Du absolut willkommen bist.

Das ist ein Thema, das für mich sehr relevant ist und etwas, das ich oft gefragt werde. Ich wurde von einer sehr unterstützenden Mutter großgezogen, die es in vollen Umfang ausnutzte, dass ich ihr lieber die Haare machen wollte als mit Dreck zu spielen und deshalb bin ich immer ohne ein aufgezwungenes Konzept, was ein Mann tun oder nicht tun sollte, aufgewachsen. Zu der Zeit, als ich auf die Fetisch-Szene und Industrie traf, war ich selbstbewusst genug, zu wissen, wer ich bin, um nicht im Druck, den ich spürte, einzuknicken, wenn ich auf Ablehnung, abfällige Bemerkungen und gelegentliche, unverhohlene Feindseligkeit von den anderen Arten an Fetisch-Männern, die nicht verstanden, worum es bei mir ging, bekam.

Ich machte damit weiter, dass ich genoss, wer ich war, trug die verdammte Corsage und applizierte mir aus Spaß Strasssteine auf meinen Arsch und arbeitete für mehr als zehn Jahre erfolgreich in der Fetisch Industrie. Ich schreibe und arbeite, habe Sitzungen, berate große Unternehmen und TV Sender im Product Development und den Inhalten ihrer Programme und ich tue alles das, während ich wie ein Clown auf einer Beerdigung aussehe. Ich glaube aufrichtig daran, dass ich, wenn ich den Gefühlen oder dem Druck, den man so erlebt, nachgegeben hätte, mich zurückgenommen oder die Person, die ich bin, verändert hätte, ich nicht da wäre, wo ich heute bin. Ich habe sowohl eine Karriere, als auch eine Reihe zufriedenstellender, authentischer, aufrichtiger Verbindungen mit Subs geschaffen, indem ich ein unnachgiebig androgyner, sich keinem Geschlecht anpassender, im höchsten Grade ungewöhnlicher Master war. Ich steche heraus wie ein Fremdkörper und das macht mich für die Leute, die die Möglichkeiten und Erfahrungen haben, die ich will, sichtbarer. Lasst euch nicht kleinkriegen – die Verweigerung das zu tun, hat mir nichts als Glücklichsein und Erfolg gebracht. Jeder, der sich überlegt, sich etwas zurückzufahren oder sich nicht die Augenbrauen zu machen oder seine Gewohnheiten männlicher machen will, um anderen zu gefallen: lasst es sein! Die Verbindung ist nicht authentisch und es wird euch selbst nur unsicherer fühlen lassen – in einem Teufelskreis stecken zu bleiben, ist für niemanden, der daran beteiligt ist, gut.

Ich muss aber auch sagen, dass sich diese Haltungen auf jeden Fall verändern. Ich bemerke, eine Menge Anerkennung für Femme Tops oder androgyne Typen auf Twitter zum Beispiel. Das schließt sich traditionell maskulin präsentierende Männer auch ein, was ich (und viele andere auch) LIEBEN. Diesen grobschlächtigen, riesigen Typen, der mich mit seinen bloßen Händen wahrscheinlich in zwei reißen könnte, in einem pinken Tanga, Absätzen und einem BH zu sehen, ist großartig und immer häufiger zu sehen. Das bedeutet, dass da draußen ein Tribe Deiner Leute ist, die darauf warten Dich zu lieben und zu akzeptieren, Du musst Dich einfach nur ein bisschen gründlicher umschauen und ein paar Frösche mehr küssen, bevor Du sie findest. Die Lektionen, die Du aus diesen Erfahrungen lernst, selbst, wenn sie negativ sind, werden Deine Charakterstärke nur weiter aufbauen und Dich für Deine Partner zu einem erkennbar erfahreneren, empathischeren und mitfühlenderen Dom machen. Das könnt ihr mir glauben.

Letztendlich gilt für die, die in ihrem Kopf die Einstellung haben „Keine Femmes": das ist okay. Wenn Du von einem Mann in Höschen nicht angeturnt wirst, ist das ok. Niemand zwingt Dich, Dich auf ihn zu werfen! Aber ich würde vorschlagen, dass Du die Sprache, die Du benutzt, überprüfst und wie Du mit Leuten, die nicht Deine Sache sind, umgehst. Du wirst vielleicht nicht mit ihnen ficken wollen und sie wahrscheinlich auch nicht mit Dir, aber es sind immer noch menschliche Wesen mit Gefühlen und Befindlichkeiten, genauso wie Du.

Seid nicht unnötigerweise grob oder feindselig, genauso wenig wie ihr von anderen wollt, dass sie zickig oder boshaft sind. Als LGBTQ+ Leute sollten wir uns gegenseitig um uns kümmern und gegenseitig aufrichten. Man wird nicht viele andere Leute finden, die Spaß bringen, interessanter und beneidenswerter sind, als die, die ein bisschen ein Außenseiter sind, aber ihrer Sache treu bleiben. Wer wollte nicht einen Freund haben, der nicht nur besser Party macht als Deine andere Freunde, sondern Dir auch helfen kann Deine zusammengewachsene Augenbraue vor der besagten Party zu richten? Deshalb, wenn ihr das nächste Mal auf einer Party seid und jemanden mit pinkem Haar und toller Haut seht, dann geht hin und sprecht ihn an. Ihr werdet angenehm überrascht sein, dass ihr unter dem Outfit ein anderes menschliches Wesen findet und vielleicht sogar eins, von dem ihr noch eine Menge darüber lernen könnt, wer ihr seid, genauso, wie ich mir sicher bin, dass sie von euch auch lernen können. Das klingt in meinen Ohren ziemlich großartig.

Wenn ihr Uncle of Agony um Rat bezüglich eurer Fetische und Kinks fragen wollt – entweder mit eurem Usernamen oder anonym – dann schickt bitte eure Frage FAO: Uncle of Agony an: social@recon.com

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