Recon Issue_01: Wo sind meine Leute? Teil 2
von
Recon News
23 Dezember 2018
Recon Team Mitglied: ThatSandy
Ursprünglich in Recon Issue_01 veröffentlicht
[Fortsetzung von Teil 1]
Recon Mitglied IndigoFFenix erwähnt: „Weil ich schwarz bin und auf Leder stehe, nehmen Leute oft an, dass ich ein Top bin, aber wenn Du mein Profil liest, siehst Du, dass ich das nicht bin." Als wir weiter über das Stigma des submissiven, schwarzen Mannes reden, sagt er: „Es ist nicht wirklich ein Tabu, für jemanden zu sagen, dass er Leute floggt oder auf sie pinkelt oder jemanden spanked, aber sobald man sagt, dass man gespanked wurde, auf einen gepinkelt wurde, man gefistet wurde, ist es viel schneller ein Tabu, weil es den Gedanken berührt, was es heißt, maskulin zu sein und das ist ein größeres Problem."
Ähnliche Gefühle kommen auch aus der Latino Community, wie ONXY Mitglieder Richard und John-John der Konversation beisteuern, dass man als „exotisch" bezeichnet wird und sogar miteinander verwechselt wird, wenn man draußen unterwegs ist. Sie nehmen solche Situationen jedoch mit einer Portion Empathie. Richard wägt ab: „9 Male von 10 werden wir wegen der Art der Situation sexualisiert. Ist es deswegen falsch? Nicht unbedingt, aber wenn man sich fühlt, als ob man sexualisiert wird, dann muss das Ziel sein, den Vorgang klar zu stellen."
Wie wir das machen, ist nicht immer klar, aber LynxofOnyx sagt mir, wo er sich gerade auf der Reise, diesen Weg betreffend, findet. „Ich bin nicht dafür verantwortlich oder habe Kontrolle darüber, wie mich jemand wahrnimmt. Wenn jemand von dem Gedanken oder der Vorstellung von mir angeturnt wird… dann ok, wir sind alle hier um Spaß zu haben. So lange ich nicht ohne Respekt behandelt, entwertet oder ohne meine Erlaubnis erniedrigt werde, mach', was Du machen willst, denn Du siehst für mich genauso gut aus.
Mein Gespräch mit der ONYX Crew zeichnet die Grenzen und Kämpfe auf, auf die Men of Colour treffen können und sie von der Fetisch Szene abturnt. Ich habe aber auch miterlebt, was es heißt, wenn diese Grenzen fallen und was für eine Wirkung das auf Minderheitengruppen hat. Ich erinnere mich, dass ich 2015 für Full Fetish San Francisco ein Bild benutzt habe, das Yoshi Kawasaki präsentiert. Yoshi ist ein unglaublich heißer Mann, der aus Japan kommt.
Am Abend der Party stand ich an der Tür. Ein schüchterner chinesischer Mann kam auf mich zu und fragte mich, ob er hineindürfe. Ich wollte seine Gear sehen und er trug einen Harness/Jockstrap Kombi und ich sagte ihm, dass er so natürlich hineindurfte. Er fragte mich, ob er aus der Schlange heraustreten, aber zurückkommen könnte, da er einen Anruf machen musste. Ich sagte Ja. 30 Minuten später kam er mit 10 seiner Freunde zurück. Am nächsten Tag kamen sie zum Stand auf dem Straßenfest um uns zu danken und stellten sich vor einem Promo-Banner von Yoshi auf, um ein Foto damit zu machen.
Es machte mich traurig, dass dieser Mann und seine Gruppe von Freunden dachten, dass sie um Erlaubnis fragen müssen, ein Teil unseres Events zu sein, aber es hat mich gleichzeitig auch angeregt, dass wir in Bezug auf Recon und seine Promo-Bilder und Inhalte besser werden müssen. Die Inhalte, die wir schaffen, sollten die ganze Community und alle Rassen, Körperformen und Größen einschließen. Richard spricht das auch an, wenn er sagt: „Alles Bildmaterial der Szene ist sehr weiß, deshalb bist Du von Anfang an, ausgeschlossen. Wir müssen darüber reden, warum es diese Zweiteilung gibt." Dem nachgehend, haben sich mein Team und ich bemüht Mitglieder und Models mit einer größeren Bandbreite an Hintergründen zu präsentieren, aber die Arbeit geht weiter und unser Ziel ist es, da wo es möglich ist, weitere Veränderungen herbeizuführen.
Auch traf ich die bewusste Entscheidung mein Fetisch-Ich mehr zu zeigen, besonders in den sozialen Medien – damit jemand, der so aussieht wie ich, nicht für eine Erlaubnis warten muss, sich selbst zu erkunden und zu finden, wer er ist. Als ich das zu Daddy Sage sage, entgegnet er: "Viele von uns verstehen nicht, dass, wenn sie sich draußen zeigen, viele Leute vorbeigehen und denken... Ooooh, kann ich das auch machen?" Richard unterstützt das, indem er sagt: "Lebe es laut im Internet aus. Du bist eine Verbindung zu Menschen, die nicht den Luxus oder die Möglichkeiten haben, die Du hast, dass sie nicht sie selbst sein können, aber das mit den Leuten, die sie mögen oder den Leuten, die sie gerne mögen würden, teilen. Du kannst es ihnen ermöglichen, sich frei zu fühlen."
Sichtbarkeit der Men of Colour in der Szene scheint eine allgemeine Lösung zu sein, wenn man mit den ONYX Jungs darüber spricht, wie man ethnischere Gruppen dazu bringen kann, sich mehr einbegriffen zu fühlen. Das ist leichter gesagt, als getan, auch wenn es viel Mut braucht, sichtbar zu sein.
Master Joshua, der auch in NY ist, ein Aufklärer unter den Fundamentalisten des BDSM Lebensstils, fügt hinzu: "Wir müssen die kulturellen Schläge, die wir dafür bekommen nicht hetero zu sein, abstreifen. Diese Gefühle, die die Gesellschaft Men of Colour, die gay oder kinky sind auferlegen und die sie vor ihren Freunden und ihrer Familie nicht outen lassen. Wenn wir uns als Leder-Männer outen ist da immer die Sorge "Was werden die Leute von uns denken?" So hinauszugehen kann nervenaufreibend sein, aber wenn Du es soweit geschafft hast, dann kannst Du auch den nächsten Schritt gehen. Mach Dich mit einer neuen Bar bekannt. Nimm ein paar Deiner Brothers mit und geht einfach hin."
Ich erkenne aber auch, dass es noch eine Menge Arbeit ist und zwar von allen Seiten der Gesellschaft. IndigoFFenix sagt dazu "Wir als schwarze Menschen müssen aufhören damit, Schwulsein oder alles, das nicht Mainstream ist, als schmutzig hinzustellen. Wegen Unterdrückung und dem Druck der Religion liegt es in der Natur des Menschen sich selbst zu bestätigen, indem man herausstellt, dass man besser als andere ist. Dasselbe gilt für Minderheiten. Schwarze Menschen lassen ihren Frust an Schwulen aus. Als Ergebnis dessen werden schwarze, schwule Menschen aus ihren Communitys hinausgedrängt. Und es gibt auch eine Schicht an Strömungen innerhalb der schwarzen Community, die sich selbst bestätigen und als Ergebnis dessen Andere schlecht machen muss. Self-Hass hat verschiedene Schichten und ist schwerer auseinanderzunehmen."
Also, was bedeutet das alles für uns? Das ganze Thema ist ein Minenfeld, aber wie bei jedem Thema beginnt die Lösung beim Verstehen, kleine Schritte wagen und andere zu unterstützen. Taten wie meine Mission mehr repräsentativen Inhalt auf Recon einzustellen, scheint klein, aber die Macht sich selbst in den Medien, die einem etwas bedeuten, gespiegelt zu sehen, kann nicht abgestritten werden. Man muss sich nur die Mainstream Kultur mit der Auswirkung und der Wichtigkeit von Filmen wie Black Pantger oder Crazy Rich Asians als vorrangige Beispiele ansehen. Es sollte einfach kein Thema mehr sein, dass es erfolgreiche Superhelden Filme und romantische Komödien gibt, die von People of Colour gemacht sind und in denen sie mitspielen, aber weil das immer noch der Fall ist, müssen wir immer weitermachen. Und wenn es um Unterstützung und Fürsorge geht, bieten Gruppen wie ONYX lebende, atmende Beispiele, dass wenn Leute, die wie Du aussehen in der Fetisch Welt aufgehen, dann kannst Du das auch.
Am Ende ist die Intention dieses Artikels einen Dialog zu starten, zu teilen, wo ich auf meiner Fetisch-Reise bin, andere Perspektiven zu teilen und hoffentlich bei anderen zu diesem Thema etwas in Gang zu bringen. Wir alle besitzen Macht und Magie um besser zu werden, damit unsere Szene so inklusiv wie möglich ist und nicht weniger, versuche ich selbst zu erreichen.
Hast Du eine einzigartige Perspektive auf Fetisch und Kink, die Du gerne teilen möchtest? Email Deine Ideen an: social@recon.com
Schaut euch das digitale Exemplar von Recon Issue_01 an, indem ihr den Link unten zu anderen Fetisch Artikeln, Interviews, Fotografie und Kunstwerken benutzt
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