RACE BANNON: Dem Wandel zu widerstehen ist zwecklos
von
Recon News
28 Januar 2019
Race Bannon AKA Mitglied PigMaster4PigSlave war ein Organisator, Schriftsteller, Aufklärer und Aktivist in der LGBT, Leder/Kink, Polyamourösen-Szene und HIV/STI Prävention und Anwendungsgebieten seit 1973. In diesem Artikel spricht er in einer weiterführenden Serie über das Annehmen von Wandel in der Fetisch-Szene.
Allen meinen gleichgesinnten Recon Mitgliedern sage ich „Hallo!" Ich fühle mich geehrt, gefragt worden zu sein, gelegentlich für diese geschätzte Seite zu schreiben. Ich habe nicht gezögert, das Angebot anzunehmen. Unter schwulen Männern, die an Fetisch, Kink und Leder interessiert sind, ist Recon seit langem, der regierende König der Verbindungsmechanismen in der ganzen Welt.
Deshalb ist eine demütige Erfahrung, diese Plattform verfügbar zu haben. Meine Hoffnung ist, dass ich Lesern Informationen und Kommentare anbieten kann, die durch meine einzigartige Perspektive als ein Langzeit-Ledermann und reger BDSM/Fetisch Praktizierender filtere. Die Fangarme meiner Sexualität und Beziehungsarbeit verbinden sich quer durch die Welten des Kink, LGBTQ, der HIV/STI Prävention und Behandlung, und Non-Monogamie/Polyamouröse.
Dieser Mischmasch an Hintergründen gibt mir das, wovon ich glaube, dass es eine Fähigkeit ist, die Gemeinsamkeiten dieser Bereiche auszumachen und nützliche Einblicke und Analysen dazu zu geben. Natürlich werdet ihr als die Leser am Ende der Richter darüber sein.
Eines der Themen, das beständig in der nordamerikanischen, europäischen und anderen Fetisch-Szenen durchsickert, ist Wandel. Wandel in Gestalt des Fetisches. Wandel in Stilen der Sexualität. Wandel in Kink Selbstidentifikationen und Kulturen.
Manche fügen sich diesem Wandel recht einfach, während andere ihm widerstehen mit jeder Faser ihrer Kraft. Ich behaupte, den Wandel einzuvernehmen ist der einzige Weg zu wirklicher Erfüllung, wenn man sein schwules, männliches Fetisch Leben glücklich weitersteuern will.
Eine andere Weise diesen Wandel zu betrachten, ist die natürliche Evolution des Kink. Charles Darwin, der Vater der Evolutionstheorie, sagte einst: „Es ist nicht die stärkste der Arten, die überlebt; weder die intelligenteste, die überlebt. Es ist die, die sich am besten dem Wandel anpassen kann." So wie es mit der Evolution im Allgemeinen ist, so ist es mit denen von uns, die sich selbst als kinky betrachten, egal ob ein Wochenend-Krieger oder ein 24/7 Lifestyler ist.
Im Allgemeinen prangern Beschwerden, die den Verlust einer vergangenen Version der Fetisch Szene beklagen, an, wie Leute sich anziehen, identifizieren, treffen oder zusammen spielen.
"Die Szene ist nicht mehr das, was sie mal war. "
"Diese jungen Kinkster respektieren nicht die alten Vorgaben."
"Die Szene findet jetzt online statt. "
"Wir verlieren unsere Bars."
"Ich versteh einfach nicht, warum so viele Typen jetzt Sportsgear tragen. "
"Unsere Community wurde mit zu vielen Leuten, die nicht wirklich kinky sind überschwemmt."
Die Liste der Beschwerden wächst täglich, aber alle scheinen um den unwiderruflichen Widerstand gegen den Wandel zu kreisen. Alles. Nichts bleibt die ganze Zeit gleich. Ich verstehe nicht, warum diese Wahrheit nicht genau so einfach auf Fetisch und Kink angewendet wird, aber viele scheinen zu fühlen, dass die erotische Umgebung, die ihnen als Erste eingeschrieben wurde, genauso statisch und unbeweglich bleiben soll, wenn sie weiterhin ein Teil von ihr sein sollen.
Wenn du auch so denkst, dann viel Glück damit. Der Schmerz, den man sich selbst mit solchem Widerstand zufügt, steht dem gegenüber, was man durch das Verstehen und Adaptieren des Wandels an Freude erfahren kann.
Wenn man verschiedene Lebensphilosophien studiert, wird man immer wieder über das Konzept der Anhänglichkeit stolpern. Sie postuliert, dass Anhänglichkeit zu vielem Leid im Leben führt. Alles, Jeder, jede Tradition, jede Gesellschaft, jede Subkultur ist vergänglich. Fetisch, Leder und Kink sind da nicht anders. Je früher man das als Einzelner akzeptiert, umso glücklicher ist man. Wenn man sich aber widersetzt, den Wandel zu verstehen, dann ist es eine vorherbestimmte Folge, dass man im Wesentlichen unglücklich ist.
Schaut euch online um, geht in eine Leder Bar oder besucht eines der großen Fetisch Events und ihr werdet schnell eine weit gestreute Vielfalt erotischer Interessen und Fetische entdecken und wie sie sich den modernen Männer-Communitys präsentieren. Die Gruppierungen wachsen weiter und verdichten sich in bestimmte, weitere Gruppierungen, von denen einige ganze Netzwerke und Sittenkodexe entwickeln, die sie an diese bestimmten, geteilten erotischen Gemeinsamkeiten binden.
Puppys. BDSM. Gummi. Sportsgear. Ropework. Leder. Uniformen. Und so viel mehr. Wenn man auf Recon eine Mitgliedersuche macht, erhält man im Moment 26 sexuelle Interessen, die einem helfen seine Suchkriterien zu verfeinern und diese 26 sind nur die Spitze des Kink-Eisbergs. Die Liste der erotischen Interessen und Trends weitet sich immer weiter aus und hat dabei verschiedenste Unterzweige innerhalb ihrer größeren Anlage von Kinkstern, die sich die ganze Zeit verformend überlagern.
Ich finde nicht, dass dieses Verformen und Adaptieren groß anders sind, als die natürliche Weise, in der sich jede Community oder Subkultur weiterentwickelt. Wandel ist die einzige Konstante. Deshalb finde ich es immer wieder belustigend, wenn jemand den „guten, alten Zeiten" nachtrauert. Mir ging das schon auch manchmal so, muss ich zugeben. Aber es gibt keine Möglichkeit, dass etwas die ganze Zeit gleicht bleibt. So läuft die Welt einfach nicht. Alles verändert sich.
Doch hat die Fetisch und Leder Szene einen beträchtlichen Anteil an Männern, die sich dem widersetzen, dass die Szene anders aussieht und funktioniert als sie es noch vor 5, 10 oder 25 Jahren tat. Sie stellen sie sich wie eine Science-Fiction Szene vor, in der die Zeit auf magische Weise einfriert.
Deshalb stößt man auf einen nicht abreißenden Wirbel von Traditionen, Geschichte, Protokollen und anderen Sachen, weil die Leute an eine goldene Ära des Fetischs in der Vergangenheit glauben wollen, die ideal gewesen sein soll und was wir jetzt haben, sei das eben nicht. Ich stimme dem nicht zu. Die Landschaft der Kinkster heutzutage ist weitgestreut, unterschiedlich und reich an mehr Erlebnissen, Events, sozialem Leben und Spielmöglichkeiten als je zuvor. Recon als Seite ist dafür ein Dreh- und Angelpunkt, der vieles davon zusammenführt.
Ja, unsere Szene funktioniert und präsentiert sich anders als in der Vergangenheit. Na und? Das meiste Leben aus der Vergangenheit sieht heute anders aus und funktioniert anders. Viele würden das Fortschritt nennen. Ich persönlich mag den Fakt, dass meine Sexualität und die Communitys, in denen ich Sexualität genieße, nicht in die Kategorie von strengen Definitionen und Strukturen passen, die die mich davon abhalten könnten, meinen eigenen Weg zu erkunden, wie auch immer der aussehen mag.
Eine Sache, die wir akzeptieren sollten, damit wir mit all dem Frieden schließen können, ist, dass, obwohl es gewisse immer noch bestimmte Überschneidungen zwischen verschiedenen Kink und Leder Sexualitäten und ihren entsprechenden Communitys gibt, diese Überschneidungen weniger als in der Vergangenheit sind. Die Szene ist heutzutage weit weniger monolithisch. Ich nehme das als eine gute Sache war.
Es gibt eine natürliche, menschliche Tendenz für uns, dass wir etwas Besonderem angehören wollen. Wenn die Kultur, in der wir unterwegs sind, sich mit der Zeit in diversere Gruppierungen verwandelt, kommt auch die Zeit, dass jede dieser Gruppierungen ihre Besonderheit geltend machen will und ihre eigenen separaten, sozialen Zirkel, Sprache, Identifikatoren und so weiter, formen möchte.
Deshalb, während die Begriffe „Fetisch" und „Leder" vor ein paar Jahrzehnten oder sogar einigen Jahren noch das eine bedeuteten, können sie jetzt für manche Leute etwas ganz anderes bedeuten. Ich weigere mich, sich darüber aufzuregen, wie sich alles gewandelt hat. Ich möchte nicht einer dieser nörgeligen, alten Männer sein, die sich über jüngere Leute oder Neulinge in der Szene aufregen, die die Fetisch und Leder Kultur der Männer einfach „nicht verstehen". Glaubt mir, sie verstehen sie genau richtig. Es sieht einfach nicht mehr aus wie die sexuelle Kultur, während der ich in den frühen 70er Jahren mein Coming Out hatte. Und auch das ist für mich völlig in Ordnung.
Race Bannon AKA Mitglied PigMaster4PigSlave war Organisator, Schriftsteller, Aufklärer und Aktivist in der LGBT, Leder/Kink, Polyamourösen-Szene und HIV/STI Prävention und Anwendungsgebieten seit 1973. Er ist Autor zweier Bücher, wurde ausgiebig verlegt, hat vor Hunderten von Zuhörern gesprochen, hat den weltgrößten kink-freundlichen Psychotherapeuten und medizinischen Empfehlungsdienst, war ein Leiter des DSM Projekts, das zu einem vorteilhaften Wandel dazu, wie die amerikanische Psychotherapie BDSM wahrnimmt, geführt hat, gründete einen bahnbrechenden alternativen Verlag für Sexualität, war ein Internet-Radio Sex-Talkshow Gastgeber, hat nationale und lokale Preise gewonnen und ist in einer Reihe von Dokumentationen aufgetreten. Im Moment schreibt er auch für den Bay Area Reporter und auf seinem Blog.
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