RACE BANNON: Co-Bottoming entdecken

RACE BANNON: Co-Bottoming entdecken

von Recon News

21 August 2020

Race Bannon AKA Mitglied PigMaster4PigSlave ist Organisator, Autor, Pädagoge, Redner und Aktivist in den Bereichen LGBT, Leder/Kink, Polyamorie und HIV/STI-Prävention seit 1973. In diesem Artikel im Rahmen einer fortlaufenden Reihe spricht er darüber, Co-Bottoming mit seinen subs zu erkunden.

Verbring Zeit in der Kink-Szene und Du wirst den Begriff "Co-Top" hören, wenn zwei Jungs einen Kerl gemeinsam bearbeiten bzw. dominieren. Seltsamerweise hört man den Begriff "Co-Bottoming" nicht so oft, wenn überhaupt mal. Mit diesem Artikel möchte ich den Fokus aber genau auf dieses Thema, auf Co-Bottoming, lenken, da es definitiv seine Daseinsberechtigung hat.

Ich glaube nicht, dass die meisten Kinkster einem Geschlecht oder einer Rollenposition gegenüber exklusiv verschrieben sind. Die meisten von uns fallen irgendwo in das Spektrum der Neigungen. Das war für mich der Fall, als ich in den frühen 70er-Jahren als ausschließlicher Top und Dom zu Leder kam und mich dann über Jahrzehnte langsam und sicher in das verwandelte, was Recon-Profile als 50/50 identifizieren (vers oder switch).

Während dieser Erkundung und Selbstfindung ist ein interessantes Phänomen aufgetaucht, welches ich als Co-Bottoming bezeichne.

Lass mich Dich zurückbringen in das Jahr 1993. Mein Partner Mike und ich waren beim berüchtigten Männer-BDSM-Wochenende, Inferno. Mike war zu diesem Zeitpunkt mein sklave. Damals konnte ich immer noch an einer Hand abzählen, wie oft ich Bottom in einer Kink-Session war. Tony DeBlase, unser Freund und eine Lederikone, fragte uns, ob wir in Betracht ziehen würden, für ihn Bottoms zu sein. Ohne Wiederwillen oder Zögern sagten wir beide Ja. Tony fesselte uns an diesem Abend im Dungeon und hat uns böse, wundervolle Dinge angetan, wie nur Tony es konnte. Dies war das erste Mal, dass ich mit jemandem zusammen Bottom war, der mir unterstellt war.

In den späten Neunzigern hatte ich einen heißen Kerl, der sich mir für eine Weile unterwarf. Während er mir in Sachen Powerdynamik unterworfen war, wollte er nicht nur von mir gefickt und dominiert werden, sondern es stellte sich heraus, dass er es mochte, wenn seine Doms ebenfalls dominiert wurden. Mein Kerl mietete ein Motelzimmer und organisierte eine Sexparty, bei der ich zusammen mit ihm bis zur Besinnungslosigkeit gefickt wurde. Wir küssten uns und genossen die Erfahrung sehr. Das hat mir die Augen geöffnet.

Ein paar Jahre später hatte ich einen geilen sklaven am Start. Inmitten der Dutzenden von BDSM- und Sex-Sessions, die wir in den letzten vier Jahren hatten, schlug mein sklave oft vor, jemanden einzuladen, der sich uns anschließt und mitmacht. Eines Nachts stellte sich heraus, dass einer der Jungs, die zu uns kamen, mich und meinen sklaven dominieren wollte und mein sklave es initiiert hatte. Hier war ich also, Master dieses großen Mannes, der wollte, dass wir beide uns dem Kerl, Marke „muskulöser Pornostar", unterwerfen. Ich dachte mir, was zum Teufel. Probieren wir es aus. Wieder ein Perspektivenwechsel und ein weiterer Augenöffner.

Ich hatte nicht nur Erfahrungen mit meinem vorherigen Kerl gemacht, sondern war mit meinem sklaven in einer der tieferen Dom / Sub-Beziehungen meines Lebens und wir hatten gerade zusammen einen Mann getroffen und uns ihm gemeinsam unterworfen und wir haben es beide geliebt.

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt hatte mein von Grund auf dominanter Verstand einen "Wie zur Hölle ist es so weit gekommen"-Moment und fragte sich, warum das so verdammt geil war. Bis heute bin ich mir nicht ganz sicher, warum es mich so anmacht, aber es ist einfach so.

Interessanterweise werden meine erotischen Trigger nicht durch das Zusammentreffen mit einfach irgendjemandem irritiert, ganz im Gegensatz zum Zusammentreffen mit jemandem, mit dem ich eine gewisse Art von Verbindung habe, sei es als flüchtiger Fickfreund oder als ständiger Partner oder untergeordnetes Gegenstück. Ich scheine diese tieferen Interaktionen zu brauchen, sodass Co-Bottoming überhaupt für mich interessant werden kann.

Das Sprichwort ist bekannt, dass es bei Leder um Verbindungen geht und dass es bei Kink um Verbindungen geht. Nun, in meinem Fall geht es beim Co-Bottoming ebenfalls um die Verbindung.

Lange Zeit hatte ich folgenden Text in meinem Recon-Profil: „Ich bin ein Switch, der sich stark für subs interessiert, die es anmacht, sich einem versatilen Dom zu unterwerfen. Das kann bedeuten, dass wir nur zu zweit mit mir als Top / Dom spielen, oder dass wir uns auch als Team mit einem Top / Dom vergnügen können. Eine Reihe an Möglichkeiten."

Ich fand es faszinierend, dass, als ich diesen Absatz auf meiner Profilseite einfügte, Bottoms, subs und slaves sofort begannen, mir mehr Nachrichten zu senden. Ich habe zwar keine fundierte Erklärung, warum dies der Fall ist, aber es stimmte. Offensichtlich verursachte meine Enthüllung, dass ich offen war, neben einem meiner Bottoms oder subs ebenfalls passiv zu sein, eine Anziehungskraft, die ich bis heute zu verstehen versuche.

Vielleicht liegt es an der Angreifbarkeit. Vielleicht liegt es an der Transparenz. Vielleicht ist es der ganze Porno, in dem zwei oder mehr Bottoms gefickt oder bearbeitet werden. Vielleicht ist es eine Fähigkeit, einem Dom mehr zu vertrauen, der auch Bottom ist. Vielleicht sind es all diese Dinge. Ich bin mir nicht sicher. Aber was ich Dir sagen kann, ist, dass Co-Bottoming heißer und geiler ist, als wir glauben.
Seitdem ich in diese Form des Spiels eingetreten bin, haben unzählige Männer ihre eigenen Erfahrungen mit diesem Zusammenspiel preisgegeben. Langjährige Partner, die sich beide als primär passiv identifizieren. Doms und subs, die manchmal passiv sind oder sich sogar gemeinsam unterwerfen auf eine Art und Weise, die zu bewirken scheint, dass sich ihre Dom- / Sub-Dynamik verstärkt. Eher passive Spielgefährten, die es vorziehen, ihr Spiel mit jemandem zu erkunden, der zumindest zeitweise auch Bottom ist. Es war faszinierend, mit all diesen persönlichen Wendungen im erotischen Leben der Kerle vertraut zu sein.

Vor ein paar Monaten war ich auf der berüchtigten „Horse Market Party" in San Francisco. Auf diesen Partys sind die Bottoms (Stuten) nur passiv und tragen während der gesamten Party eine Maske. Tops (Hengste) sind ausschließlich aktiv. Ich war als Stute dabei, sehr zum Schock einiger Freunde, die mich vor allem als Top und Dom kennen. Anwesend war auch einer meiner besten Freunde und regelmäßigen Fickfreunde. Er ging auch als Stute.

Bevor die Veranstaltung begann, fragten wir einen der freiwilligen Händler, ob er uns wenigstens für einen Teil der Party zusammenhalten könnte, damit wir erleben könnten, wie wir anonym zusammen gefickt werden. Der Händler stimmte dem freundlicherweise zu und mein Kumpel und ich wurden fast zwei Stunden lang Seite an Seite gefickt, wir küssten uns und hielten uns gegenseitig fest, bis einer der Hengste uns schließlich an einen anderen Ort brachte, um dort zu spielen.

Diese Party war ganz und gar großartig, aber die paar Stunden, in denen mein Freund und ich unserer Sinne beraubt waren, waren mit Abstand das herausstechendste Erlebnis der Nacht.

Wenn sich irgendetwas davon für Dich nach Spaß anhört, dann probiere es aus. Co-Bottoming hat seine Daseinsberechtigung. Mögen diejenigen, die es vielleicht interessant finden, es zu erkunden, auch ihre Begeisterung dafür entdecken.

Race Bannon ist ein Organisator, Schriftsteller, Lehrer, Redner und Aktivist für die LGBT, Leder/Kink, Polyamor-Community und HIV/STI-Prävention seit 1973. Er hat zwei Bücher geschrieben, viele Artikel veröffentlicht, mit einer Vielzahl von Menschen gesprochen, den weltweit größten fetisch-freundlichen Psychotherapeuten- und Medizinervermittlungsdienst gegründet, er war Vorsitzender des „The DSM Project", welches die amerikanische Psychotherapeutengemeinschaft zum Umdenken bezüglich der Sicht auf BDSM anregte, gründete einen bahnbrechenden, alternativen, sich auf Sexualität fokussierenden Verlag, agierte als Radiomoderator mit dem Schwerpunkt Sex, bekam nationale und internationale Preise für seine Arbeit und trat in zahlreichen Dokumentationen auf. Im Moment schreibt er für den „Bay Area Reporter" und auf seinem Blog.

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