PARTNER BEIM KINK: Beziehungen mit Nicht-Fetisch Leuten

PARTNER BEIM KINK: Beziehungen mit Nicht-Fetisch Leuten

von Recon News

24 Februar 2021

Von Recon Mitglied riconfire

Ich bin seit vielen Jahren ein Benutzer von Recon. Sicher seit mehr als 15 Jahren schon. Ich liebe es, Teil dieser Community von unglaublichen Leuten zu sein, die ohne Ängste ihre intimsten Sehnsüchte ausleben. Vielleicht stehe ich nicht auf genau die Sachen, auf die ihr alle steht, aber aus dem einfachen Grund, dass wir alle versuchen unseren Fetisch und unsere Kinks auszuleben, egal ob wir nach Fotos suchen, mit Mitgliedern chatten oder zu Events ausgehen, fühle ich mich mit jedem von euch verbunden. Unbeachtet der Anzahl, Intensität und Art der Erlebnisse, die wir hatten, sind wir alle Fetischisten.

Auf der anderen Seite sind wir alle Menschen. Wir sind Leute, die Gefühle, Bedürfnisse und manchmal auch die Sehnsucht, Teil einer Beziehung, zu sein, haben. Und, im Prozess jemanden kennen zu lernen, können wir diesen gewissen Jemand finden, der viel mit uns gemeinsam hat – aber keinen Fetisch. Das kann in Städten und Ländern, wo die Fetischkultur nicht so gängig ist, oft der Fall sein.

Und um diese Situation noch zu verschärfen: für manche von uns kann Fetisch ein Tabu sein. Es ist nicht selten, dass man auf Recon Mitglieder stößt, die nicht mal mit ihren Freunden oder Partnern über ihren Fetisch sprechen. Zu diesen Leuten gehörte auch ich. Mein Fetisch war etwas, das ich geheim, wie ein zweites Leben, auslebte. Außerhalb dieser Welt wusste niemand von meinen Kinks.

Als ich anfing mit Recon Mitgliedern zu chatten und von Zeit zu Zeit auch welche von ihnen zu treffen, begann ich langsam in meiner Stadt São Paulo eine Community aus Fetisch-Leuten zu entdecken und verstand, wie gut es sich für mich anfühlet, den Fetisch auszuleben. In anderen Worten: meine Fetisch-Evolution war auf dem Weg.

In meinem „Vanilla"-Leben war ich nichtsdestotrotz in einer 6-jährigen Beziehung mit einem Mann. Diese Beziehung endete aus einer Reihe von Gründen. Einer davon war, dass es keine Fetisch-Verbindung zwischen ihm und mir gab, trotzdem ist er heute ein guter Freund von mir. Eine Beziehung zu beenden, kann ein langer, schmerzhafter Prozess sein, aber für mich war es das Beste, was mir passieren konnte.

Aber solche Geschichten müssen nicht zwangsläufig ein trauriges Ende nehmen. Ich habe dazu meinen Freund, Recon Mitglied tatsuo gebeten, die Geschichte über seinen festen Freund zu teilen, die über 25 Jahre gehalten hat. Das hat er dazu gesagt:

„Mein Freund und ich haben uns das erste Mal vor fast 26 Jahren getroffen. Zu der Zeit war ich schon ein echter Fetisch-Enthusiast, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es hier eine Leder-/BDSM-Szene gab. Alle diese Sachen schienen entfernt von mir und nur im Ausland zu existieren. Mein Freund hingegen war immer eher „Vanilla" und old fashioned. Trotzdem bin ich von seinem Aussehen total angezogen: glatte Haut, Brille, ein bisschen nerdig, ein bisschen intellektuell. Bei einem unserer ersten Treffen, kam er und trug schwarze Klamotten, Leder Stiefel und Lederjacke (die er von seinem Schwager ausgeliehen hatte). Zu der Zeit hatte er keine Ahnung, dass ich mich von diesem Look total angezogen fühlte. Ich fühlte mich also bereits zu ihm hingezogen und in dem Moment, habe ich mich in ihn verliebt. Einige Jahre später, jetzt in einer festen Beziehung und in den frühen Jahren des Internets, fand ich heraus, dass es eine Gruppe von Fetisch Jungs gab, die sich regelmäßig trafen und ihre erste Leder-Party in einer Bar, die Station hieß, veranstalteten. Ab diesem Moment fing ich an diese Partys zu besuchen und andere Männer zu treffen, die auf die gleiche Gear wie ich standen und sie die ganze Zeit trugen. Mein Freund hatte schwarze Sachen und seine Leder Stiefel fast gar nicht mehr getragen, seit wir uns getroffen hatten. Ich hatte ihm sogar eine Lederjacke geschenkt, die aber nur in seinem Kleiderschrank verstaubte.

Er kam auch zu einigen Partys mit, aber nach wenigen Malen wollte er das nicht mehr. Nichts an dieser Szene interessierte ihn. Deshalb ging ich zu diesen Partys von da an alleine und knüpfte neue Freundschaften in der Welt des Leders. Dann kam ich an einen Punkt, wo ich ein bisschen tiefer in diese Fetisch-Szene eintauchen wollte. Daraufhin schlug ich ihm vor, unsere Beziehung zu öffnen, weil wir sonst damit enden würden, uns zu trennen. Danach beschlossen wir, eine offene Beziehung zu führen. Die Beziehung mit Tato, meinem Freund, besteht weiterhin bis heute und ich bin ihm so dankbar, dass er mir erlaubt mein Fetisch-Leben auszuleben, das für mich so wichtig ist. Wir haben so viel gemeinsam bewerkstelligt, selbst zwischen unseren Familien eine Beziehung und Freundschaft geknüpft. Ich sage öfters, dass unsere Beziehung nicht ideal oder perfekt ist, dafür aber wahr und ehrlich, weil Respekt, Vertrauen und Liebe stärker sind als die Konflikte."

In Betracht beider Seiten, muss ich sagen, dass es für uns Fetischisten sehr hart sein kann, das Fetisch-Leben links liegen zu lassen, wenn wir uns zum Wohl des "Vanilla"-Partners entscheiden. Es ist denkbar, ein paar Monate zu verbringen, in denen man nicht an Fetisch denkt und man Erlebnisse im Bereich des "Vanilla"-Sex hat (selbst wenn das nur bedeutet, dass man zu "Vanilla"-Pornos abspritzt), aber dann, wenn man es am wenigsten erwartet, können die alten Sehnsüchte wieder zurückkommen und, wenn man sie nicht auslebt, intensiver werden als zuvor.

Allen Fetischisten, die einen "Vanilla"-Partner haben und das lesen, würde ich raten, mit ihm über die eigenen Fetische zu reden, egal wie unangenehm sich das anfühlen mag. Wenn Dein Partner Dich wirklich liebt, wird er versuchen zu verstehen. Und denen, die gerade diesen besonderen Jemand erst getroffen haben, würde ich stark empfehlen, dass ihr von Anfang an offen über eure Fetische redet.

Wenn ihr das macht, wird eure Beziehung trotzdem vielleicht nicht lange halten und ihr werdet bald wieder Single sein um (hoffentlich) einen Fetisch-Partner zu finden. Vielleicht wird euer Partner auch einverstanden damit sein, dass ihr ab und zu ein Fetisch-Abenteuer habt. Vielleicht helft ihr eurem Partner auch, seine Fetisch-Seite zu entdecken (nicht vergessen, ihm Recon zu zeigen!). Diese drei möglichen Ausgänge sind besser als ein geheimes Fetisch-Leben zu leben oder es überhaupt nicht zu leben. Fetisch ist ein wichtiger Teil von euch (zumindest sehe ich das so) und darf nicht übersehen werden.

Wenn ihr wie riconfire einen Artikel, der etwas mit Fetisch zu tun hat, teilen möchtet, dann schickt eure Ideen oder einen Entwurf des Artikels an: social@recon.com

Teilen