MITGLIEDER-ARTIKEL: Zum Freak werden

MITGLIEDER-ARTIKEL: Zum Freak werden

von Recon News

14 April 2021

Von tormentedfreak

Im November 2019 ließ ich mich von einem Freund überreden, mich von der Arbeit loszureißen und ins Subline zu gehen, eine (jetzt leider nicht mehr aktive) Fetischbar in Brighton. Es war mein erstes Mal in einer Fetischbar seit acht Jahren. Früher war ich ein recht bekanntes Gesicht in einigen von Londons besten Fetischclubs und Schmuddellokalen, aber ein Jahrzehnt der Arbeit und anderen Verpflichtungen hatte den Kontakt zu meiner Kink-Persönlichkeit fast gänzlich abreißen lassen. Meine perverse Hochphase war noch vor dem Aufkommen der sozialen Medien - mein Recon-Profil stammt aus der Zeit, als Recon noch nicht Recon hieß! Im Laufe der Jahre hatte ich also den Kontakt zu den meisten meiner alten Fetisch-Freunde verloren und die neuen sozialen Medien brachten es mit sich, dass sich neue Freundschaftsgruppen entwickelten, zu denen ich einst fest gehörte und die ich schmerzlich vermisste.

Also schaffte es inflateacub nach langem Drängen, mich zu einem entspannten Abend zu überreden, vor allem mit dem Versprechen, einmal in seinen riesigen aufblasbaren Gummianzug steigen zu dürfen. Wir waren früh im Club und es war relativ ruhig. Eine kleine Handvoll neugieriger Männer schaute dabei zu, wie ich in den Anzug kroch und langsam aufgepumpt wurde, größer und größer, bis ich mich kaum noch bewegen konnte. Der Club wurde immer voller und ich stand ziemlich schüchtern und unbeholfen da, während inflateacub den Anzug aufpolierte. Ich schlug ihm vor, mir eine Haube aufzusetzen - eine Rubbermaske mit perforierter Augenpartie. Und fast augenblicklich war freak geboren.

freak stand da, transformiert und anonymisiert. Ein Anblick, über den sich die meisten wunderten, der einige neugierig machte und einige wenige faszinierte. Einer fragte, ob er mal anfassen dürfe. Eine Hand berührte das Gummi, streichelte freaks Kopf, erforschte freaks gummierten Mund. Und dann kam alles zurück. freak erinnerte sich, dass er verdammt gut darin ist! Kink, Perversion, Fetisch - fundamentale Teile von freaks Identität, und etwas, auf das freak nicht verzichten konnte.
freak beschloss, dass er sein Leben umkrempeln musste. Er ließ sich ein Septum und beide Ohren piercen, richtete sich einen Instagram-Account ein - der ihm mehr Spaß machte, als er erwartet hatte - und beschloss, Recon nicht mehr zum Cruisen, sondern vielmehr zum Knüpfen von Kontakten zu nutzen. freak entrümpelte die über Jahre hinweg gespeicherten "Favoriten" und schickte hier und da ein paar Cruises an die heißesten Typen und an Kerle, zu denen er den Kontakt nicht verlieren wollte. Und RubberBikerBoss meldete sich schließlich zurück.

Nun, diejenigen, die Boss kennen (und das sind viele), wissen, dass er eine gewisse Art an sich hat. freak beklagte sich, dass er von der Jagd nach Männern gelangweilt sei und sich darauf konzentrieren wolle, eine Verbindung mit jemandem aufzubauen, und dass er erkennen wolle, wie wichtig Kink für ihn sei - aber, dass freaks Arbeits- und Privatleben das leider erschwerten. Ganz sachte und behutsam brachte Boss den freak daraufhin zu der Erkenntnis, dass das Tragen eines Keuschheitskäfigs eine hervorragende Möglichkeit wäre, verdeckt Unterwerfung zum Ausdruck zu bringen und dieses Bedürfnis zu befriedigen. So fand sich freak, obwohl er nie mehr als einen flüchtigen Gedanken an Keuschheit hatte, weniger als zwei Wochen später in einem Keuschheitskäfig wieder, und weniger als zwei Monate später war er dann in einem stählernen Keuschheitsgürtel eingesperrt, der freundlicherweise als Leihgabe von Boss' gutem Freund Jayge1951 zur Verfügung gestellt wurde.

Dieser Gürtel wurde zu einer sehr spürbaren, aber dennoch (relativ) diskreten und vor allen Dingen dauerhaften Erinnerung an freaks Natur. freak erkannte, dass er - in einer kleinen, aber bedeutenden Weise - einen 24/7-Fetisch-Lebensstil lebte, etwas, von dem er nie dachte, dass es ihm möglich sein würde, es verwirklichen zu können. Wie jeder, der schon einmal Zeit in Keuschheit verbracht hat, weiß, führt die Keuschheit dazu, dass man SEHR gefügig wird. Während Boss nur freaks Keyholder war, fing freak an, zweimal täglich Videos aufzunehmen und bei Bedarf noch weitere Beiträge abzuliefern.
Boss dachte, dass es Spaß machen würde, freak eine Spielsession mit einem unglaublich heißen Gummisub zu ermöglichen. Da freak seit mehr als zwanzig Jahren immer vers bzw. switch war, packte er einen Doppeldildo ein und ging davon aus, dass freak einfach wieder in den Vers-Modus schlüpfen würde. Eine sehr heiße und wirklich spaßige Session später kam freak jedoch zu einer anderen Erkenntnis - dass es zwar toller Sex war, aber dass es eben doch zwei subs waren, die miteinander spielten. freak liebte es zu ficken und zu fisten - aber es ging immer darum, den anderen Kerl zum Höhepunkt zu bringen, aber nicht freak selbst. freak hatte nicht nur kein Interesse an seinem eigenen Vergnügen, sondern es machte ihn sogar an, Dinge zu tun, die er nicht mochte, wenn sie seinem Partner gefielen. Der Partner von Boss wies darauf hin, dass freak eigentlich keine Persönlichkeit war, sondern nur eine Funktion. freak war nicht länger ein "er", sondern ein "es".

Und dann kam Covid. Und freak wurde zu tormentedfreak

Es hat durchaus eine gewisse Ironie, wenn man seine wahre Natur entdeckt und absolut nichts dagegen tun kann. Trotz vielem (VIELEM) Betteln war dem Boss klar, dass er nicht mehr als nur freaks Keyholder sein wollte. Aber während der Monate des Lockdowns trichterte Boss dem freak allmählich ein wenig Disziplin ein. freak war der typische schwule Junge in der Schule gewesen - jahrelanges Mobbing ließ freak mit tief verwurzelten Selbstwertproblemen zurück. In seinem "richtigen" Leben waren Komplimente für freak peinlich und unangenehm, doch wenn Jungs freak Komplimente machten, konnte freak sie akzeptieren. Ja, freak ist ein heißer freak! Der Boss stufte freaks Unterwerfung als hervorragend ein und als freak immer ausgefallener wurde, stellte freak fest, dass immer weniger Männer auf ihn standen - aber die, die auf ihn standen, standen WIRKLICH STARK auf freak!

Und dann beschloss Boss, dass er freak an jemanden weitergeben müsse, der freak weiterbringen würde als Boss es konnte - oder wollte.

freak war am Boden zerstört. freak träumte davon, vollständig das Eigentum von Boss zu sein, aber Boss machte deutlich, dass er sich auf seinen Partner konzentrieren wolle, und dass, wenn sie einen sub aufnehmen würden, es ein unkomplizierter sub sein sollte - was freak ganz sicher nicht ist. Eine Reihe von potenziellen neuen Eigentümern wurde in Betracht gezogen, aber keiner davon war wirklich passend. Bis freak dann erkannte, dass sich der Chat mit einem heißen schottischen Skinhead zu einer Unterordnung dem Skin gegenüber entwickelt hatte, und der Boss entschied, dass er derjenige war.

Also wurde freak im November 2020, nach genau einem Jahr Keuschheit durch Boss, an Chief übergeben. Ein heißer, sadistischer, bestimmender Top, der beschloss, freak in einen tätowierten, gepiercten, muskelbepackten freak zu verwandeln. Und der in Schottland ist. Inmitten einer Pandemie. Also musste sich freak auf seine körperliche Transformation konzentrieren - und, wie sich herausstellte, auch auf seine mentale Transformation. Chief wollte unbedingt einen Alpha besitzen - einen Sub mit physischer Präsenz (Chief ist 1,95 m und freak 1,93 m groß), den er benutzen könnte, um aufsässige subs in die Schranken zu weisen, der aber sofort umschalten und sich ihm völlig unterwerfen würde. Und wie es manchmal so ist, tauchten zwei subs genau zur richtigen Zeit auf. Somit ist freak also inzwischen ein vollwertiger sub, der selbst zwei subs besitzt. freak ist außerordentlich stolz darauf, Coolrubber69 und TattooSussex zu kontrollieren - zwei sehr verschiedene, aber extrem gut zusammenpassende subs.

Umso gespannter wartet freak daher jetzt auf das Abklingen der Pandemie, vielleicht sogar mehr als die meisten anderen. Ein Jahr der radikalen Verwandlung und intensiven Unterwerfung soll endlich in praktischen Dienst und Benutzung übergehen. Denn ist ein sub wirklich ein sub, wenn er nicht benutzt wird? Der Weg dorthin war eine äußerst emotionale Herausforderung - eine völlige Neubewertung der eigenen sexuellen Identität fällt nicht unbedingt leicht. Aber in einem Jahr unglaublichen Stresses und Drucks, in dem freak mit Arbeit und dem Tod zu tun hatte, war Unterwerfung eine Konstante, ein Anker, der freak in dem Durcheinander Halt gab. So wird freak den Boss immer als den Mann lieben, der freak erschaffen hat, doch jetzt liebt freak den Chief als den Mann, der aus freak den bestmöglichen freak macht. Während wir nun allmählich einen Hoffnungsschimmer am Ende des Covid-Tunnels wahrnehmen können, hat freak das Gefühl, dass es sich auf mehr freuen kann als die meisten anderen...

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