MITGLIEDER-ARTIKEL: Fitter, Glücklicher, Perverser.

MITGLIEDER-ARTIKEL: Fitter, Glücklicher, Perverser.

von Recon News

19 März 2021

Von sub1978

Einige Monate dauert der gefürchtete Lockdown inzwischen an, die Fitnessstudios sind geschlossen und die Chance auf ein Date ist quasi non-existent - die perfekte Ausrede also, um Winterschlaf zu halten, zu faulenzen und vor sich hin zu vegetieren.

Ich würde mich nicht als faul bezeichnen, aber ich weiß, dass ich gerne nasche, dass ich Gründe finde, mich nicht sportlich betätigen zu müssen und dass ich mich an kalten Abenden auf die Couch zurückziehe. Ich hatte deshalb das Glück, mit einem ehemaligen Alpha in Kontakt zu kommen, der in den letzten Wochen zu meinem persönlichen Fitnesstrainer Dom geworden ist.

Um gleich einmal etwas vorweg zu nehmen: Ich kenne diesen Personal Trainer (PT) gut, ich weiß, dass er sich selbst einem rigorosen Training gestellt hat und dass er die Prinzipien von Gesundheit und Fitness durch und durch versteht. Mit anderen Worten, er kennt sich mit Fitness aus und ist absolut vertrauenswürdig. Die Anforderungen, die er an mich stellt, sind nicht zu übertrieben. Er setzt bewährte Trainings- und Ernährungsmethoden ein und definiert vernünftige Ziele, um mich voranzubringen.

Ich weiß, dass einer der am häufigsten missverstandenen Teile von BDSM der Teil der Disziplin ist, der zuweilen einen schlechten Ruf hat, weil er ohne klare Kommunikation oder Zustimmung leicht in Missbrauch umschlagen kann. Im richtigen Kink-Kontext sieht ein sklave die Bestrafung jedoch sowohl als Bedrohung als auch als Sicherheit, denn bei Disziplin geht es um Verantwortung gegenüber sich selbst und vor allem dem Dom, dem man dient. In dieser Situation gehorche ich den Anweisungen meines freundlichen Drill-Ausbilders und muss mich mit ihm auf einen Plan festlegen, um fit zu werden.

In unserm ständigen Austausch schwingt definitiv ein militaristischer Ton mit und ehrlich gesagt wird das für mich stets eine Rolle spielen, denn ich hatte schon immer eine Schwäche für Soldaten und die ganze Idee von militärischer Disziplin. Es gibt viele homoerotische Erzählungen über Ausbildungscamps, hypermaskuline Männer in hochglanzpolierten Stiefeln und durchtrainierte Kerle mit kahlgeschorenen Köpfen in Kampfausrüstung. Es war vermutlich mein erster großer Kink - glücklicherweise weiß mein PT das auch und macht sich das zunutze. Ich habe schon früh ein paar gebrauchte Armeehemden gekauft, die selbst nach der Reinigung noch herrlich müffelten. Der Geruch, der beim Training gelegentlich freigesetzt wurde, brachte meine Sinne ganz schön durcheinander!

Jemand anderen als Trainer zu haben, ist ein entscheidender Faktor. Man kann sich leicht selbst belügen, aber mit einem vertrauenswürdigen Dom bemerkt er jeden Schwindel auf Anhieb und lässt dich nicht mit dem davonkommen, was du normalerweise durchgehen lassen würdest. Das passt sehr gut zum Ausbildungcamp-Narrativ. Die militärische Ausbildung hat einfache Prinzipien - den Anwärter brechen und ihn wieder aufbauen, was definitiv ein großartiges Konzept für eine devote Ausbildung ist. Man lässt sein Ego hinter sich; man wird nach den Vorstellungen eines anderen geformt und wird dadurch immer besser.

Meine Routine sieht eine allmähliche Steigerung der Kontrolle durch den PT vor, d.h. zuerst geht es um die Zeit, zu der man ins Bett gehen muss, dann um die Zeit, zu der man aufwachen muss, und schließlich um die Zeit, zu der das Licht aus- und eingeschaltet werden soll. Es klingt ziemlich streng, dass man als erwachsener Mensch genau gesagt bekommt, wann man ins Bett zu gehen hat und wann man aufstehen muss. Das Seltsame ist aber, dass ich innerhalb von etwa 2 Tagen merkte, dass ich eine Zeit zum Schlafen eingeplant hatte und diese neue Regel tatsächlich Wunder für mich bewirkte. Plötzlich hat man eine Zeit zum Schlafen und Entspannen, schaltet das Telefon aus und weiß, dass man sich ausruhen muss, weil man direkt nach dem Aufstehen wieder mit dem Training beginnt. Disziplin ist ein viel größeres Geschenk, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Ich erhalte Übungen für den Morgen, die nach und nach an Volumen und Intensität zunehmen, ich dokumentiere meine Ernährung und mein Training in einer App, alle Daten gehen direkt an den PT. Er schaut sich das Training, die Ernährung und das Gewicht an und fügt dann Kommentare hinzu, um das Ganze zu verfeinern, setzt Ziele und bestraft mich, wenn ich mich nicht an das Programm halte. Wir alle brauchen diesen Dom, der manchmal "nicht dein Freund" ist, der dir die Wahrheit sagt, dich mit deiner Einstellung konfrontiert und wenn du es vermasselst, ein oder zwei Strafen verhängt - um ehrlich zu sein, ist es das, was meine innere Unterwürfigkeit wirklich anspricht. Es bedeutet eben auch, dass du das Gefühl bekommst, es dir verdient zu haben, wenn du ab und an ein Lob bekommst.

Bestrafung ist für mich etwas sehr Wichtiges und mein PT gab mir zu verstehen, dass er bei Nichteinhaltung der Regeln Strafen verhängen und Disziplinlosigkeit nicht tolerieren würde. Als ich also die Fitness-App nicht rechtzeitig auf meinem Handy installiert hatte und als ich eine zu lange Nacht hatte, musste ich die Konsequenzen dafür tragen. Ich verbrachte eine lange Zeit damit, ein A4-Blatt in Schönschrift zu füllen, eine Linie nach der anderen. Ich weiß jetzt, dass ich über 80-mal auf zwei Seiten eines A4-Blattes schreiben kann: „Ich werde disziplinierter sein und nicht zu meinen alten Gewohnheiten zurückkehren"! Beide Male war meine Hand wund, aber ich muss zugeben, dass mich das Gefühl, dazu gezwungen zu werden, unglaublich erregt hat. Wir alle brauchen hin und wieder ein Gefühl der Demut und ich rief mir in Erinnerung, dass ich mich immerhin dazu verpflichtet hatte; wenn ich es verbocke, muss es auch einen Preis haben, sonst macht es keinen Spaß.

Anfangs machte ich darauf aufmerksam, dass ich nicht wirklich draußen laufen wollte, zum einen, weil ich Fitnessstudios bevorzuge und zum anderen, weil ich nie diese besondere Begeisterung für Bewegung im Freien verspürte, abgesehen von Spaziergängen. Mein PT war nicht bereit, das zu akzeptieren, und fairerweise muss man sagen, dass ich es vorher schlichtweg noch nie gemacht hatte. Nicht einmal ein leichtes Joggen im Rahmen eines "Von 0 auf 5km"-Programms zu versuchen, fühlte sich für mich wie Sturheit an.

Wir alle setzen uns Grenzen, und wenn man darüber nachdenkt, sind sie nicht immer ganz rational. Wenn also ein fordernder Dom sagt: „Du läufst morgen, keine Ausreden mehr", dann ist es schwer, nein zu sagen, und es bringt dich zumindest dazu, neue Wege zu gehen, um dich herauszufordern. Ich weiß, dass ich ohne diese Art von Ansporn nicht mit dem Laufen angefangen hätte. Die Kraft eines guten Doms ist, dass er dich besser macht, indem er dir hilft, deine Grenzen zu konfrontieren, wenn du bereit und ehrlich genug bist, dich ihnen zu stellen. Es geht nicht nur darum, einfach pervers herumzuspielen oder Spaß zu haben; es geht vielmehr darum, deine Einstellung zu ändern.

Ein paar Wochen sind inzwischen vergangen und ich habe Fehler gemacht, es gab Zeiten, in denen ich mich überwinden musste, mich selbst zu etwas drängen musste und in der Woche während ich diese Zeilen schreibe, gab es eine Reihe von Läufen bei Minusgraden. Die Herausforderung ist sehr real und wenn man gerade bei einem Kälteeinbruch seine persönliche Bestzeit gelaufen ist, fühlt es sich wie eine noch viel größere Leistung an.

Ich hätte diese Fortschritte niemals machen können, wenn der PT mich nicht dazu gebracht hätte, mich noch mehr anzustrengen. Außerdem hat er mir geholfen, meine Einstellung als sub zu verbessern, disziplinierter zu sein und nicht zu schlechten Gewohnheiten zurückzukehren.

Wenn du also diese Zeilen liest und denkst, du könntest auch mehr tun, dann liegst du wahrscheinlich richtig, also mach dich startklar und leg los, und zwar JETZT!

Wenn auch du in einem Artikel darüber berichten möchtest, wie Fetisch und Kink dein Leben beeinflussen, sende deine Ideen oder einen ersten Entwurf an: social@recon.com


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