MITGLIEDER ARTIKEL: Unbemerkt in aller Öffentlichkeit

MITGLIEDER ARTIKEL: Unbemerkt in aller Öffentlichkeit

von Recon News

16 Dezember 2020

Von sub1978

Wenn Du, lieber Leser, bei Recon angemeldet bist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du eine Neigung zu etwas hast, das als sexuell unkonventionell angesehen wird, von einer leichten Vorliebe für Leute in Gear bis hin zu einer ziemlich ausgeprägten Vorstellung von Ungleichbehandlung, die sich zu etwas hochgradig Spannendem entwickeln kann.

Power Exchange, oder auch Machtaustausch, ist ziemlich vielfältig, von der kurzen Zeit in Handschellen bis hin zur Aufgabe erheblicher Macht an einen Dom. Als sub finde ich Machtlosigkeit sehr verlockend; man lernt den subraum kennen und fühlt sich darin wohl. Ich habe die mentalen Aspekte der Unterwerfung immer als die attraktivsten und aufregendsten empfunden.

Es ist schwer, die Erregung in Worte zu fassen, die man fühlt, wenn man jemandem begegnet, der die Macht der Dominanz kennt und versteht. Ich erinnere mich an das erste Mal, als mich jemand an diesen Ort versetzt hat; es war einfach nur ein Gespräch im Chatroom. Meine Beine zitterten vor unkontrollierbarer Erregung, es war seltsam - eine physische Manifestation dieser Emotion. Ich wurde allein von dem Gedanken überwältigt, kontrolliert, eingesperrt, bestraft zu werden und im Besitz eines anderen Mannes zu sein. Dieses Gefühl ist einfach einzigartig.

Ich finde, die besten Facetten oder Momente mentaler Unterwerfung sind, wie man die Lücken füllt; stell dir vor, ein Stummfilm wird gezeigt und du siehst einige Szenen und es gibt eine Art Handlung. Wenn du einen solchen Film siehst, überbrückt dein Kopf die Lücken von einer Szene zur nächsten. Du machst die Geschichte mit deiner Vorstellungskraft mächtiger, geiler und intensiver.

Die Schwierigkeit besteht darin, dass man in der Realität nur ein gewisses Maß an Fantasie erreichen kann. Das liegt daran, dass einige deiner Fantasien nicht immer ganz vernünftig sind, dass Doms auch Menschen sind und dass du als jemand, der in der realen Welt zum Beispiel auch mit anderen Freunden und Familie unterwegs ist, nicht den Sinn dafür verlieren willst, was als „normal" betrachtet wird.

Außerdem gibt es den Hinweis eines wirklich sehr guten Doms, dass für den sub, wenn es um 'All die Dinge, die man mit ihm machen soll' geht, ein All-you-can-eat-Buffet daraus wird und die Augen des subs immer größer sind als der Teller. Gute Doms müssen mit diesen Vorstellungen bzw. Erwartungshaltungen gewissenhaft umgehen, während gute subs begreifen müssen, dass eine Machtdynamik wie ein Gemälde ist, das man zusammen mit dem Dom nach und nach koloriert.

Ich denke, einer der Aspekte bei Recon ist, dass wir alle unterschiedliche Fetische haben; es ist sehr einfach, ein Profil abzutun, wenn es nicht exakt dem entspricht, was du suchst. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich diesen Ansatz in der Vergangenheit nicht verfolgt habe. Vielleicht mag ich bestimmte Fetische nicht oder finde einen Bereich, von dem ich denke, dass es schwer sein könnte, damit klarzukommen - wir alle können harte Limits haben. Ich hätte auch Schwierigkeiten mit bestimmten religiösen oder politischen Ansichten, allerdings bedarf es eines Gefühls der Verhandlung und eines offenen Geistes. Diese eine ganz bestimmte Fantasie in deinem Kopf muss womöglich eine gewisse poetische Freiheit erlauben!

Fantasien sind heiß, daran gibt es gar keinen Zweifel; Typen in Leder und Gummi, schwarze Stiefel, das Gefühl der Gefahr, die Erwartung, kontrolliert zu werden. Die Art und Weise, wie wir das dann in der Realität umsetzen, war schon immer eine Herausforderung für mich. Ich möchte einige der Dinge mit euch teilen, die ich zwar in der Öffentlichkeit getan habe, die nicht weiter auffallen und dennoch ihren Zweck erfüllen.

Vor dem Ausbruch von Covid-19 bin ich regelmäßig mit dem Zug zur Arbeit gefahren und eine der Regeln, die ein Dom für mich festgelegt hatte, war, dass ich mich niemals hinsetzen durfte, wenn ich in öffentlichen Verkehrsmitteln saß, weil er genau wusste, dass ich jeden Tag ein paar Stunden damit verbrachte, im Zug zu sitzen. Das war die perfekte Art, mit mir zu spielen. Zuerst war es etwas Neues, dann wurde es etwas langweilig und ich ärgerte mich über eine so dumme Regel, dann folgte ein Gefühl von 'das ist, was ich tue' und es gab mir ein Gefühl von Sicherheit, da ich stand, weil ich ihm dienen wollte. Dieses Gefühl der Unterwerfung ist ein berauschendes Gefühl von Zugehörigkeit.

Das Gefühl einer Kette um den Hals, oder wenn man sich in der Öffentlichkeit trifft und der Dom seinen Fuß auf deinen eigenen stellt und damit beginnt, ihn zu zerquetschen. Oder vielleicht bestellt der Dom dein Essen und dein Getränk für dich und beschließt gar, dass du überhaupt nichts essen wirst, vielleicht trägst du danach auch noch die Taschen des Doms. Diese subtilen öffentlichen Akte sind wie Erdbeben in eurer Welt. Diese Kleinigkeiten tragen alle dazu bei, das Gemälde eurer Machtdynamik zu kolorieren.

Das ist das seltsame und dauerhafte Gefühl, ein sub zu sein: es gibt Momente, in denen man zusammen spielt und es gibt Momente, in denen man voneinander getrennt ist, aber trotzdem das Gefühl hat, dazu und dahin zu gehören. In diesen seltsamen Zeiten ist es wichtig zu erwähnen, dass es oft auch zu einer gewissen Romantik kommt: Der Dom ist stolz darauf, dass du versuchst, ihm zu gefallen und du bist stolz darauf, dass er sich dazu entschieden hat, dich gewähren zu lassen.

Wenn du deine Erfahrungen mit Fetisch und Kinks in Form eines Mitgliederartikels teilen möchtest, dann sende bitte deine Ideen oder einen ersten Entwurf an: social@recon.com

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