MITGLIEDER ARTIKEL: "Spiritualität" und kinky Sexualität
von
Recon News
22 Dezember 2019
Von YorksDomAndHusbr4Son
Ich habe schon vor einiger Zeit eine Verbindung zwischen dem, was ich unter Spiritualität (Damit meine ich nicht Religion!) verstehe, und Aspekten meiner Sexualität hergestellt. Ich bin jetzt in meinen 60ern, aber ich erinnere mich an Erlebnisse in meinen 20ern mit wundervollen sexuellen Erfahrungen, die in mir Gefühle des vollkommenen Friedens und der gesamtheitlichen Harmonie mit dem Universum zurückließen. Umgekehrt kann ich mich auch an ebensolche Gefühle in Zusammenhang mit nicht-sexuellen Situationen erinnern, die dann im Gegenzug mein sexuelles Begehren stimulierten. Es war fast so, als ob auf der einen Seite eines Seils Spiritualität und auf der anderen Seite Sex jeweils daran zogen - und doch waren sie am gleichen Seil.
Viele religiöse Bilder im Hinduismus und in anderen Glaubenssystemen, die später durch monotheistische Weltreligionen ersetzt wurden, unterscheiden nicht bedeutend zwischen Sex und Göttlichkeit. Ich brauchte eine längere Zeit, meine fundamentalistisch christliche Unterdrückung meiner Sexualität basierend auf der Annahme, dass Sex und Spiritualität zwei komplett unterschiedliche Sachen sind, die oft im Konflikt stehen, zu überwinden.
Ich vermute, dass sich sowohl Religion als auch Sex zumindest bis zu einem gewissen Punkt thematisch um Macht drehen. Sobald ich meine fundamentalistischen religiösen Überzeugungen also abgelegt hatte, erkannte ich die Gültigkeit einer feministischen Sicht auf Religion. Macht wurde über den gesamten Zeitraum der menschlichen Geschichte missbraucht. Manche Religionen schien von Männern kreiert worden zu sein, um ein Bild von Gott, Gottheit, als eine Art riesige Projektion ihrer selbst zu schaffen, dass sie dazu ermächtigt, Macht über Frauen und ihre anderen „Besitztümer" auszuüben. Von nun an glaubte ich an die Gleichheit aller Menschen, egal welchen Geschlechts.
Ich erinnere mich daran, wie ich auf einem frühen GayFest, auf einem Treffen, um Beauftragte in BDSM einzuführen, protestierte und den Einwand gab „diese rückschrittliche Nachahmung des schlimmsten Exzesses patriarchalen Missbrauchs" zu stoppen…
Unabhängig von meinen intellektuellen Einwänden, fuhr ich in der Nacht nach Hause und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass ich tatsächlich unglaublich angefixt war von der Idee, Macht über jemand anderen, im Kontext mit Sex, auszuüben. Ich brauchte eine Weile, bis ich realisierte, dass es einen großen Unterschied zwischen einvernehmlichem BDSM und tatsächlichem Missbrauch gibt. Als Folge aus dieser Einsicht, ergaben sich daraufhin Gelegenheiten, verschiedene Elemente der Unterwerfung gegenüber mir bei Treffen mit anderen zu entdecken - als ein Mann. (Zur Wiederholung: Ich glaube, dass Männer über diese ganze Idee der Wertschätzung Gottes als Projektion von sich selbst im Himmel fantasierten.).
Inzwischen akkumuliert sich die Situation, dass jemand, der vor mir kniet, mir dient, sich unterwirft, gehorcht und Gefahren in Kauf nimmt, um sich mir gegenüber zu öffnen (in allen Belangen, physisch, mental und emotional), sobald Vertrauen aufgebaut wurde, für mich zu Sex auf einem ganz anderen Level: „turbogeladen" wird dem nicht gerecht. Es kann die Unterwerfung von sich selbst gegenüber mir, dem Dominanten/Master/Mann-Gott beinhalten, der die Macht immer gebrauchen, aber niemals missbrauchen wird und auch die Zustimmung, die mir ein sub/slave erteilt.
Ich sehe das eher als eine etwas ehrlichere Art von Religion - eine menschliche Religion, die Wertschätzung einiger durch andere beinhaltet. Doch um dies in seinem gesamten Potential geschehen zu lassen, benötigt es Vertrauen, Respekt, Mut und vielleicht sogar Liebe.
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