MITGLIEDER ARTIKEL: Fetisch Event Freunde
von
Recon News
21 September 2020
Es ist ziemlich offensichtlich, dass der derzeitige Lockdown und die damit einhergehende soziale Distanzierung sehr länderspezifisch sind und sich auf die dort lebenden Menschen auf verschiedene Art und Weise auswirken. Unter anderem betrifft dies die Absage von verschiedenen Fetisch-Events in der westlichen Welt, die uns - den Fetischisten bzw. den Kinkstern - am Herzen liegen. Diese Fetisch-Events helfen der Community und uns, die wir den Fetisch als Teil unseres Lebens angenommen haben, ein Leben zu führen, welches wir nicht unbedingt aus der Privatsphäre unserer vier Wände oder eines bestimmten Clubs herauslassen können oder heraustragen wollen. Und diese Absagen belasten mich ungemein.
Lass mich zunächst ein wenig über mich selbst erzählen, um ein besseres Verständnis für meine Situation zu schaffen. Den Großteil meines Lebens habe ich in und um London, UK, gelebt. Vor zweieinhalb Jahren bin ich nach Deutschland gezogen und habe bis zu diesem Zeitpunkt kaum die große Welt des Fetisch und der Kinks erkundet, mal abgesehen von einem Besuch im jetzt nicht mehr existierenden 'The Hoist', ohne wirklich zu wissen, was das eigentlich war. Ich kannte wenige Kinks und ahnte nicht, in welchem Maße sie in meinem Leben noch eine Rolle spielen würden. Gleich zu Beginn meines neuen Lebens in Deutschland stieß ich auf die Recon-Seite und beschloss, ein Profil zu erstellen. Es mag seltsam erscheinen, aber über Nacht wurde ich zu einem perversen Fetisch-Kerl und lebte nicht mehr nur ein gewöhnliches Leben, sondern erkannte, dass ich auch die andere Seite mochte und das ebenfalls zu mir gehörte. Ich versuchte, diese neue Identität so schnell wie möglich anzunehmen. Dazu gehörte es, mich mit vielen verschiedenen Leuten zu treffen und mit ihnen zu experimentieren, um meinen Fetisch, meine Neigungen und mich selbst im Besonderen zu verstehen. In diesem Prozess war meine Erfahrung anders und beachtenswert. Allerdings ist das eine Geschichte für ein anderes Mal.
Auch der Besuch von Fetisch-Veranstaltungen gehörte zu diesem Prozess der Selbstfindung. Ich bin eigentlich nicht auf so vielen Veranstaltungen gewesen, aber die Veranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe, haben mich schrittweise geformt. Um den Fortschritt festzuhalten, möchte ich sie auflisten - Antwerpen Darklands 2019 und 2020, Kopenhagen Finlandisation 2019, Paris Fetish Weekend 2019, Berlin Folsom 2019, London Fetish Weekend 2020, Paris Rubber Weekend 2020. Insgesamt sind das wahrscheinlich nicht so viele, innerhalb von zwei Jahren, aber der Besuch dieser Veranstaltungen war eine erfreuliche Bereicherung in meinem eigenen Selbstfindungsprozess.
Anfänglich ging ich zu diesen Ereignissen mit glänzenden Augen und wusste nicht, wohin ich zuerst schauen sollte, da alles meine Aufmerksamkeit erregte. Ich wusste nicht, wie ich mich auf etwas bestimmtes konzentrieren sollte und mit der Zeit wurde mir klar, dass ich mich nicht auf einen bestimmten Kink konzentrieren musste - ich kann jeden Kink und Fetisch ausleben, aber diese Erkenntnis kam erst später. Während dieser ersten Besuche fand ich heraus, dass es gar nicht so schwer war, mich mit Menschen mit verschiedenen Kinks und Fetischen zusammenzutun, um neue sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Allerdings hatte ich nicht die Möglichkeit, mich mit irgendwem auf einer sozialen Ebene zu verständigen, wonach ich mich jedoch am meisten sehnte. Dafür gab es verschiedene Gründe, darunter auch, dass ich mir nicht sicher war, wie ich mich jemandem auf nicht-sexuelle Weise nähern sollte. Ich war zu schüchtern und vorsichtig, was mich aufhielt.
Mit der Zeit und durch die Veranstaltungen, die ich besuchte, lernte ich verschiedene Leute kennen, mit denen ich auch anfing, Kontakte zu knüpfen. Fetisch-Events gaben mir das Selbstvertrauen, mich stärker in einer sozialen (Fetisch-)Umgebung zu entfalten, in der ich gerne meinen Fetisch, meine Liebe zu Leder und Gummi, zum Ausdruck brachte. Diese Entwicklung spiegelte sich auch darin wider, wie ich mich anderen gegenüber in einem Club oder auf meinem Recon-Profil präsentierte oder verhielt. Außerdem reizte mich der ganze Prozess jedes Mal, wenn ich eine Veranstaltung besuchen wollte, schon von Anfang an – also von der Buchung von Hotel oder Transfer bis hin zur Vorbereitung auf verschiedene Veranstaltungen und die Gear und vor allem die Organisation von Treffen mit anderen - jede einzelne Sache sorgte dafür, dass ich aufgeregt war, bis das Ereignis tatsächlich stattfand. Ich plane immer gerne weit im Voraus, also ist das etwas, worauf ich mich zwischen den einzelnen Ereignissen freuen kann.
As I started pretty late, and recently, I wanted to experience as much as possible within a short period of time, and during the pandemic the loss of events is affecting me most. In Germany we are not in that much lockdown and social distancing, or at least not in the region where I am living. However, Fetish events were where I could go to meet likeminded people, socially and sexually, whom I would not see normally and could wear different gear. These are the things I am missing most.
Da ich ziemlich spät angefangen habe, wollte ich in letzter Zeit so viel wie möglich in kurzer Zeit erleben weshalb mich der Wegfall der Veranstaltungen während der Pandemie am härtesten trifft. In Deutschland sind wir nicht so sehr eingeschränkt und sozial distanziert, zumindest nicht in der Region, in der ich lebe. Auf Fetisch-Veranstaltungen konnte ich allerdings gleichgesinnte Menschen treffen, sozial und sexuell, die ich normalerweise nicht sehen würde und ich konnte unterschiedlichste Gear tragen. Das sind die Dinge, die ich ganz besonders vermisse.
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