MITGLIEDER ARTIKEL: Events - mehr als nur Partys
von
Recon News
15 November 2019
Von dutchpupmomo
Es ist der Freitag vor der Folsom. Ich bin gerade in Tegel gelandet, strahle vor Freude, aber bin wie immer etwas spät dran und in Eile. Ich sollte bereits auf einem Vor-Folsom-Treffen bei Freunden sein. Es ist eine Tradition, auf die ich mich jedes Jahr freue. Ich springe in den nächstbesten Bus, der mich zum Wittenbergplatz bringt, mache mich auf zum Hotel und ziehe mir direkt meine Gear an. Ich fühle mich sofort besser, selbstsicherer und bin in Vorfreude auf das bevorstehende Wochenende. Auf dem Treffen meiner Kumpels sehe ich viele bekannte Gesichter und treffe auch mehrere neue Leute. Aus der Heimat, aus Berlin und von weiter weg. Wir begrüßen uns, lachen, erzählen von Sessions und Erlebnissen, von den Partys, zu denen wir am Wochenende gehen wollen, was wir tragen werden und wann wir wieder fahren - der letzte Punkt mag strittig sein. Obwohl ich die meisten Freunde nur ein oder zwei Mal im Jahr sehe, fühlt es sich irgendwie wie gestern an, dass wir uns getroffen haben. Wir knüpfen alle Verbindungen und die Begeisterung steigt. Wir machen auch die traditionelle Führung durch den sich ständig erweiternden Playroom unseres Gastgebers mit, die nie aufhört, uns zu verblüffen und alle Gäste zu erregen. Ich kann nicht aufhören zu lachen, es fühlt sich gut an, wieder mit allen hier zu sein. Nach ein paar netten Gesprächen ist es Zeit für den nächsten Punkt in diesem Wochenend-Abendteuer. Dieser Moment, den ich die „Ruhe vor dem Sturm" nenne, lässt mich immer mit dem Schwanz wedeln vor Begeisterung.
Es ist Ostersonntag in Berlin. Ich bin erschöpft - hatte seit zwei Tagen keine richtige Mahlzeit mehr. Ich krieche am späten Nachmittag aus dem Bett, schaue nach, ob mir Freunde schon irgendwelche Nachrichten geschickt haben und ob sie schon wach sind. Bisher ist keiner wach. Ich springe unter die Dusche, räume mein nasses Rubber von letzter Nacht zur Seite, ziehe mir mein Lieblings-Gear Berlin-T-Shirt, meine Alpha Industries Bomber und mein Nasty Pig Cappy an und mache mich auf den Weg in die Stadt. Es war ein geiles Wochenende und ich kann nicht aufhören damit, zu lachen. Ich schaue mir Fotos an und erinnere mich an die Erlebnisse, mein Gesicht schmerzt vor Lachen. Ich treffe auf ein paar Freunde in der Stadt und wir gönnen uns unser letztes Kaltgetränk zusammen. Manche sind aus der Heimat, manche aus Berlin und manche von weiter weg. Wir sind alle zusammen, in Gear unterwegs, wir teilen den Moment, wie wir auch viele andere Momente über den Verlauf der kurzen, aber intensiven Tage geteilt haben. Es ist glückselig, entspannend und aufbauend. Wir sind alle wir selbst. Schließlich ist auch ein Kaltgetränk für meinen erschöpften Körper und meinen ermatteten Geist zu viel und ich ziehe mich zurück für eine Mütze Schlaf. Am nächsten Morgen bin ich auf dem Weg zum Flughafen, um nach Hause zu fliegen. Dieser Moment, den ich die „Rückkehr zur Realität" nenne, lässt mich immer mit einem bittersüßen Gefühl zurück.
Es ist der Sonntag nach der Full Fetish Party im Rahmen der Fetish Week London. Ich wache Zuhause neben zwei Freunden auf, die neben mir liegen und mit denen ich mich zuvor noch eng umarmt hatte, was mir erstaunlicherweise half, runterzukommen und mich auszuruhen. Ich gehe in die Küche, mache Kaffee, bringe ihn meinen Freunden, die gerade aufwachen. Wir machen zusammen Frühstück, unsere letzte Mahlzeit an diesem Wochenende, und denken zurück an Momente und Erinnerungen, die wir in der Nacht zuvor erlebt hatten. Wir lachen. Meine Freunde packen langsam ihre Sachen zusammen, ein paar teilen noch eine letzte Zigarette zusammen und wenn die Zeit gekommen ist, machen sie sich auf auf den Weg in ihre Heimat. Zuhause, alleine, habe ich durch eine weitere „Rückkehr zur Realität" erneut bittersüße Gefühle.
Leute innerhalb und außerhalb unserer Gemeinschaft fragen mich häufig, „Warum gehst du auf so viele Events? Sind das nicht alles große Partys mit lauter Musik? Sind die nicht alle gleich? Das sieht teuer aus, ist es das wirklich wert?". Ich war gerade auf meiner vierten Folsom und zwischen der ersten Veranstaltung und heute habe ich nicht eine einzige Fetish Week London, ein Darklands in Antwerpen, eine Berlin Folsom oder Easter Berlin ausgelassen. In absehbarer Zukunft wird sich daran auch nichts ändern.
Für viele sind diese Events mehr als nur große Partys mit lauter Musik. Sie sind nicht alle gleich - Abwechslung ist gut - und bei den Punkten, in denen sie gleich sind, ist die Kontinuität erwünscht. Wir sind eine einheitliche Gemeinschaft, in der uns nicht etwa die gemeinsame Sprache oder geografische Lage verbindet, sondern die Subkultur, von der aus wir uns in verschiedenen Formen identifizieren und ausdrücken. Natürlich kann man online in Verbindung treten, das ist essenziell. Ich habe einige meiner mir wichtigsten Freunde online über verschiedene fetisch-fokussierte Social Media Accounts getroffen. Allerdings bringt uns das nicht physisch zusammen, auf dem Weg, wie Menschen sich normalerweise binden: persönlich. Auf diesen Events ist das möglich. Sie bieten unserer Gemeinschaft die Plattform, leibhaftig zusammenzukommen und ein Tor für Expression und zum Experimentieren mit unserer Identität. Sie geben uns die Chance, Freunde, Fans und Helden zu treffen. Sie bieten uns eine Bühne, um uns selbst auszudrücken, sexuell und nicht-sexuell, zusammen mit anderen Gleichgesinnten. Sie machen es möglich, mit unseren Fetischen zu experimentieren und sie zu erkunden. Sie bieten uns die Chance, zum ersten Mal in der Community Fuß zu fassen. Sie geben uns Platz zum Sein. Sie legitimieren unsere Gemeinschaft und machen natürlich auch Spaß. Ich glaube wir verdanken den Leuten, die diese Events unter vielen Anstrengungen organisieren, sehr, sehr viel - dem Recon-Team, Folsom Europe, Darklands, Manchester Rubbermen und vielen weiteren großen und kleinen Veranstaltungen. Eure Anstrengungen werden und sollten nicht unbemerkt und unbeachtet bleiben. Ihr bietet diese Plattform, diese Legitimität und diese Möglichkeiten, sodass wir wir sein und Erinnerungen schaffen können.
Durch meine Erfahrung habe ich für mich realisiert, dass ich diese Plattformen, diese Bühne, diese Möglichkeiten benötige. Die Chance, mit Gleichgesinnten zusammen zu sein, mit denen man sich identifizieren kann, erfüllt mich mit unglaublich viel Glück und Seelenfrieden. Für mich sind diese Veranstaltungen nicht nur spaßig, sondern sie sind auch therapeutisch wirksam. Sie fördern meine Selbstsicherheit und helfen mir dabei, ich selbst zu sein. Das ist der Grund, warum Events bedeutsamer sind als Partys. Auch wenn ich traurig bin, wenn die Events vorbei sind, freue ich mich darüber, dass ich ein Teil davon war, über das Erlebte und den Spaß. Das ist es, was es so bittersüß macht, das ist es, was sie so wertvoll macht und ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Event.
Wenn ich irgendeinen Rat mit auf den Weg geben kann, dann ist das folgender: Ich bin durch solche Events mit der Gemeinschaft in Kontakt gekommen. Alles, was ich dir sagen kann ist, bitte geh, geh zu einem Event, sprich Leute an, erkunde und experimentiere. Ich könnte das nicht alleine oder ohne diese Räume und Möglichkeiten machen. Du bist nicht alleine. Wie viele andere, bin auch ich darin bestrebt, meine Unterstützung denen zu offerieren, die neu in der Szene sind. Wenn Du neugierig bist und Lust hast, zu einer Veranstaltung zu gehen, oder neue Leute treffen willst, schreib mich gerne auf Recon an, ich freue mich auf Deine Nachricht. Und noch besser, ich hoffe, Dich auf dem nächsten Event zu sehen.
*leck* und *schwanzwedel*
momo
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