MITGLIEDER ARTIKEL: Den Weg zurück zum Fetisch finden

MITGLIEDER ARTIKEL: Den Weg zurück zum Fetisch finden

von Recon News

30 Oktober 2020

Von ChiABDL

Hallo an alle kleinen Mitmenschen, Daddys und andere Kinkster da draußen!

Bis vor etwa einer Woche fühlte ich mich nicht wirklich besonders kinky. Seit Beginn der Quarantäne habe ich keine Windeln mehr getragen und war auch nicht wirklich im passenden Headspace dafür. Diese Pandemie hat sich nicht nur auf unsere Arbeit, unsere Beziehungen zu Freunden, unsere Familie oder auf unseren täglichen Umgang miteinander ausgewirkt, sondern eben auch auf die sexuelle bzw. die Fetisch-Seite von uns. Anstatt also über andere Facetten des Altersspiels zu schreiben oder mich tiefer in die Welt der Strampler, des Babypuders und der dicken Windeln zu vertiefen, möchte ich auf das Auf und Ab von Kinks eingehen.

Für mich bedeutet Kink die Flucht aus der Realität. Wenn ich mich gestresst fühle, meine psychische Gesundheit nicht zufriedenstellend ist oder ich einfach etwas Erholung vom Alltag brauche, dann hilft mir Kink ungemein weiter (insbesondere meine ABDL-Seite). Doch für mich gibt es da immer wieder Höhen und Tiefen. Als ich anfing, diese Seite von mir zu entdecken, waren die zwei Extrema viel ausgeprägter - ich habe den Fetisch mal in mich aufgesogen und ein anderes Mal wollte ich einfach alles vergessen. Diese Verhaltensweise beruhte auf Scham, was wahrlich nicht die gesündeste Art und Weise war, mit dieser Seite von mir umzugehen. Mit der Zeit, als ich älter wurde und mich mit meiner eigenen Identität wohler fühlte, ging dieses Aufsaugen und anschließende Reinigen in Phasen des Tragens und Nichttragens über. Ich habe gelernt, mich stärker dem Fetisch hinzugeben und habe mich daran gewöhnt, ihn zu einem Teil dessen zu machen, was mich einzigartig macht.

Es gibt keine allzu große Gemeinschaft von Altersspielern und sogar eine noch kleinere Gruppe großer Muskelbabys wie mich, aber dass ich diesen Raum für Windeln in meinem Leben gefunden habe, hat mich zu einem viel glücklicheren Menschen gemacht und auch Aspekte meines Lebens jenseits von Kink und Fetisch verbessert.

Während ich also hier sitze, in Windeln eingepackt und glücklich, wollte ich einige Tipps mit euch teilen, wie ich mit dem Auf und Ab meiner Fetischseite umgehe, in der Hoffnung, Menschen zu helfen, die mit ihrer eigenen Scham oder ihrem eigenen Unwillen zu kämpfen haben.

• Mach eine Pause! Abstand zu nehmen und dich auf andere Bereiche deines Lebens zu konzentrieren, könnte für deine perverse Seite durchaus sinnvoll oder gar notwendig sein. Nur weil du jetzt gerade keine Gefühle verspürst, heißt das ja noch lange nicht, dass die Gefühle nicht zurückkommen werden.


• Entdecke einen neuen Fetisch bzw. einen, den du schon lange nicht mehr erlebt hast! Manchmal, wenn du einfach nur mal wieder Fetisch-Luft schnupperst, wird das Verlangen, pervers und kinky zu sein, auf einmal wieder zurückkommen. Vielleicht lernst du dadurch sogar etwas Neues kennen und lieben.

• Sprich darüber! Das Erstaunliche an der Fetisch-Gemeinschaft ist, dass wir alle sehr verschieden sind. Wir haben unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen, die uns einzigartig machen. Wenn du um Rat fragst oder Freunde mit den gleichen Interessen findest, kannst du dich in deiner eigenen Haut wohler fühlen. Mir selbst hat es sehr geholfen, mich gegenüber meinem Therapeuten zu öffnen und mit einem Profi darüber zu diskutieren, um letztendlich die Scham zu überwinden, mit der ich mich schon früh auf meinem Weg in die Fetischwelt konfrontiert sah.

• Besuche eine Versammlung oder ein anderes Event (zu früh ich weiß, RIP 2020). Wenn wir erst einmal wieder zu einer Art Normalität zurückgekehrt sind, kann es hilfreich sein, die Welt des Fetisches zu erleben, deine eigene Beziehung zum Kink bzw. Fetischismus aufzubauen und dabei neue Leute kennenzulernen. (Mein Traum wäre es, das Wochenende der Folsom oder der Dore in Windeln, Stramplern und Babysachen zu verbringen.)

Ich glaube, was ich zu sagen versuche, ist Folgendes: Finde das perfekte Maß an Kink in deinem Leben, mit dem du dich wohl fühlst und nutze deine individuellen Interessen, um dir die Persönlichkeit zu schaffen, zu der du werden willst und nicht die Persönlichkeit, die von der Gesellschaft erwartet wird. Ich hoffe, das hilft dir weiter. Ich kann es kaum erwarten, (hoffentlich) bald alle wieder Live und in Farbe zu sehen.

Wenn auch du deinen Fetisch oder Kink in Form eines Mitgliederartikels mit der Community teilen möchtest, dann sende deine Ideen oder einen ersten Entwurf an: social@recon.com

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