MITGLIEDER ARTIKEL: Das Tabu abbauen – über unsere mentale Gesundheit sprechen

MITGLIEDER ARTIKEL: Das Tabu abbauen  – über unsere mentale Gesundheit sprechen

von Recon News

13 Mai 2019

Von Recon Mitglied pissdrinker

"Hi, ich bin [Namen einfügen] und ich leide an Depressionen."

Jedes Mal, wenn ich Social Media aufmache, sehe ich befreundete Mitglieder in der Fetisch/Kink Community, die mit ihrer eigenen mentalen Gesundheit kämpfen, während sie sich gleichzeitig dafür hüten, darüber mit ihrer Familie, mit Freunden oder potenziellen Partnern zu sprechen, aus Angst, sie könnten zurückgewiesen werden.

Warum ist es immer noch so schwer über mentale Gesundheit zu sprechen? Warum muss es so schwer sein, sich den Menschen in unserem Leben zu öffnen, wenn es um den Zustand unserer mentalen Gesundheit geht, ohne Angst haben zu müssen, dass man dafür verurteilt oder anders behandelt wird? Wenn man jemandem sagt, dass man ein Problem mit seiner körperlichen Gesundheit hat, erhält man Sympathie und Unterstützung – sagst Du, dass Du ein Problem mit Deiner mentalen Gesundheit hast, gehst Du das Risiko ein, dass Du zurückgewiesen wirst.

Es wird Zeit, dass die Tabus, die das Thema mentale Gesundheit umgeben, ein für allemal verschwinden. Genauso wie wir für Gleichheit, wenn es um Sexualität und Gender Identität gekämpft haben, ist es wichtig, dass wir die Tabus, die unsere mentale Gesundheit umgeben, angehen.

40% der LGBT+ Menschen leben mit Problemen in ihrer mentalen Gesundheit – verglichen mit 25% der allgemeinen Bevölkerung. Das ist eine Krise, die wir nicht länger ignorieren können – und Gott sei Dank beginnen wir eine Veränderung zu einer größeren Bereitschaft über die Probleme, die mentale Gesundheit umgeben, wahrzunehmen. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns.

Ich persönlich lebe schon mein ganzes erwachsenes Leben mit einer Depression. Es beeinträchtigt mich von Zeit zu Zeit, in dem, was ich tue – aber es geht darum, dass ich mit meinem Zustand umgehe und mich nicht von ihm kontrollieren lasse. Die beste Entscheidung, die ich getroffen habe, war offen damit umzugehen – darüber zu sprechen macht es wirklich aus!

In der Kink Community sind Aufrichtigkeit, Vertrauen und Kommunikation lebendige Bestandteile unseres Lebensstils. Wir müssen mit unseren Partnern offen über unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte sprechen – und das sollte ein freies Gespräch über unsere mentale Gesundheit beinhalten. Es ist wichtig, dass die Menschen in unseren Leben verstehen, dass es Teil unseres Lebens ist, ein Problem mit der mentalen Gesundheit zu haben, aber dass es uns nicht definiert. Es kann uns von Zeit zu Zeit einschränken und es gibt Zeiten, wenn wir Raum für uns und mehr Unterstützung brauchen. Wenn wir teilen, auf was man achten sollte, dann heißt das auch, dass unser Spiel sicherer und noch mehr Spaß bringen wird.

Viele Männer weigern sich noch immer über mentale Gesundheit zu sprechen – von zu vielen wird das als ein Zeichen von Schwäche angesehen. Das ist einfach nicht wahr. Es braucht Kraft um offen über diese Seite deiner gelebten Existenz zu sprechen. Es braucht Kraft um nach Unterstützung zu fragen. Es braucht Kraft, Hilfe anzunehmen, wenn sie einem angeboten wird.

Wenn sich jemand in Deinem Leben offen zu einem Anliegen über mentale Gesundheit äußert, musst Du ihm einfach nur zuhören und ihn nicht dafür verurteilen. Er wird Dir zeigen, wie Du ihn am besten unterstützen kannst.

Natürlich ist es absolut wichtig, dass Du auf Dich selber achtest. Wir haben alle möglichen Ressourcen um auf unsere körperliche Gesundheit zu achten – für manche Leute, ist es, dass sie sich einmal am Tag Zeit nehmen, um sich Musik anzuhören, was ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Batterien wieder aufzuladen. Ein langes, heißes Bad nehmen, funktioniert wiederum für andere. Nach draußen zu gehen, um zu joggen, ins Tagebuch schreiben, einen Schokoriegel genießen – es gibt so viele Sachen, die uns eine Freude machen oder einen Moment für uns selbst bringen. Schau' einfach, was für Dich funktioniert – und geh' sicher, dass Du in Deinem geschäftigen Tag ein bisschen Zeit für Dich findest. Hoffentlich fühlst Du dich dann nämlich besser – und viel fähiger die bevorstehenden Herausforderungen anzunehmen. Auch kannst Du Dich nur um jemand anderen kümmern, wenn Du Dich zuerst mal um Dich selber gekümmert hast.

Für viele ist Sex eine andere großartige Weise darin zu investieren, sich um sich selbst zu kümmern. Egal ob allein oder mit einem Partner (oder Partnern), kann sexuelle Aktivität alle Arten positiver Effekte, sowohl auf den Körper als auch die Seele auslösen. Deshalb ist es für Deine mentale Gesundheit wirklich gut, sich mal einen runterzuholen. Und ja, es gibt auch die, die eher keusch leben – aber auch hier gibt es Wege, die man finden kann, positive Effekte auszulösen!

Es entstehen gerade eine Vielzahl an Diensten zur Unterstützung von Leuten, die eine Krise der mentalen Gesundheit haben. Ob das die Crisis Textline in den USA oder der neu herausgebrachte SHOUT Service im Vereinigten Königreich ist, Sos Amitié Distress Helpline in Frankreich, die Telefonseelsorge in Deutschland oder ein Dienst, der in Deiner Nähe ist, sind, es gibt Leute da draußen, die für Dich in einer Zeit der Krise da sind – Du musst diese Dinge nicht alleine durchstehen.

Deshalb lasst uns alle dafür einstehen, dass wir die Tabus, die mentale Gesundheit umgeben, abbauen. Lasst uns alle über diese Sachen offener sprechen und lasst uns denen in unserem Leben, die sprechen müssen, zuhören. Lasst uns daran erinnern, dass es niemals ein Zeichen der Schwäche ist, mit einem Leiden der mentalen Gesundheit zu leben. Es ist niemals ein Zeichen der Schwäche, nach Unterstützung zu suchen.

Lasst uns nach uns selber schauen – und nach sich selbst. Es braucht nur ein kleines Stück Anstrengung, um einen großen Wechsel zu bewirken.

Unser tägliches Leben werden dadurch besser werden. Und unsere Kink-Leben werden dadurch auch besser werden.

Recon ID: pissdrinker (schreibt mir eine Nachricht, wenn ihr über irgendeines dieser Themen reden möchtet – ich bin da und werde euch zuzuhören)

Wenn ihr einen Artikel schreiben wollt, der auf Recon erscheinen soll, schickt eure Ideen oder einen ersten Entwurf an: social@recon.com

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