MITGLIEDER ARTIKEL: Angst mit Fetisch bekämpfen
von
Recon News
23 November 2018
Von blitch66
Ein Land, das für süße, orangefarbene Drinks und frittierte Mars-Riegel; für Fleisch im Magen eines Schafs und Trinken bis zum Umfallen bekannt ist. Das gleichgesetzt wird mit Männern in Röcken und dem Ausdruck FREIHEIT.Bei all' diesen Verrücktheiten, warum um Gottes Willen, soll es hier keine Fetisch-Szene geben? Doch das scheint die Ansicht der meisten zu sein, die nicht schottische Fetisch-Männer sind. Wenn man sich in die Szene in Glasgow begibt, wird man höchst wahrscheinlich keine Fetisch-Männer finden, die durch die Straßen ziehen. Mit keinen Bars wie dem Eagle oder Events wie Hard On, ist es kein Wunder, dass die kinky Männer in Schottland ausgestorben sind.
Man kann schon sagen, dass man im ganzen Vereinigten Königreich, wenn man nicht gerade in den großen Städten wie Manchester oder London etc. ist, Fetisch ganz unten auf der Liste findet. Die Leute kommen nicht nach Carlisle zu den wöchentlichen Partys und auch nicht nach Douglas zu den großen schwulen Treffen. Aber warum sollte das ein so großartiges Volk wie die Schotten aufhalten?
Eine Sache, die auf die Fetisch Community weltweit immer zutrifft, ist, dass Fetisch-Männer ein freundlicher, fest-gesinnter Haufen sind, die Spaß haben wollen und nach einer Ausrede suchen, sich zu treffen – Party oder Drink. Was soll also der Unterschied zwischen den Fetisch-Männern aus aller Welt und den Schotten sein? Es gibt keinen.
Als jemand, der seine Fetisch-Seite entdeckt hat, bevor er wusste, dass er schwul ist, fühlte ich mich immer zu dem Wunder und der Schönheit, die die Leder und Gummiseite der Gesellschaft ausmacht, hingezogen. Mit 11 bin ich das erste Mal auf Fetisch-Bilder gestoßen und wusste sofort: Das ist heiß! Aber als Junge in einer kleinen Stadt, die Dumfries heißt und an der Grenze von Schottland zu England liegt, kann ich euch sagen – ich war allein. Glücklicherweise bin ich jedoch, sehr schnell nachdem ich mein Coming-Out hatte, nach Rom gereist, um dort zu leben. Indem ich ein Doppelleben führte, konnte ich mich selbst so richtig kennenlernen, als ich zu meinem ersten Fetisch Event – Mr Leather Europe - ging. Als einziger Schotte dort, fiel mir auf, dass es nicht so wirklich zusammenpasste. Ein Social Event, bei dem Männer sich über ihre Interessen unterhalten, mit dem Augenmerk darauf, was uns einzigartig macht – das hat doch wahrhaft einen Platz in der schottischen Kultur. Warum war der dann nur so beschränkt?
Angst
Das war es! Homophobie war und ist in Schottland weitverbreitet. In der Schulzeit wurde ich, wie so viele andere, ausgelacht, dass ich nichts anderes lieber mochte, als zu singen und zu tanzen. Viele meiner Brüder aus dem Norden wird es auch so gegangen sein, dass sie in der Besessenheit unseres Landes, dem Fußball, immer als Letzter gewählt wurden. Ich passte nicht rein. Jetzt gab es etwas Neues, das mich noch weiter von der Norm weggebrachte. Fetisch. Als ein Mann, der gerade Schmerz, Gummi, Leder, Flogging, Bondage und die ganze Bandbreite entdeckte, mit wem konnte ich darüber reden?
Um mich damit zu befassen, reiste ich die gesamten Längen und Breiten des Kontinents ab und schloss mich dem European Confederation of Motorcycle Clubs (ECMC) an und hoffte, zu einer Fetisch Familie dazu zu gehören. Leider konnte ich diese Familie nicht mit nach Hause nehmen. Warum nur?
Angst
Im Moment arbeite ich auf einer wöchentlichen Basis mit jungen Menschen und bin mir darüber im Klaren geworden, dass sich innerhalb kurzer Zeit, etwas verändert hat. Menschen werden für das gefeiert, was sie sind. Als ich letztes Jahr von MRM8 zurückkam dachte ich (vielleicht im Zustand von einem fantastischen Wochenende immer noch betrunken zu sein), ich könnte ja in Gummi zurück nach Hause fahren. Als ich am frühen Nachmittag in meiner Gear alleine ankam, wurde ich mir plötzlich meines Outfits bewusst und spürte wie das 4 Buchstaben-Wort mit F in mir wuchs, erwartete, dass sich jemand über mich lustig machen würde. Aber es passierte nicht!
Ich vergaß eine Sache, die Schotten auch sind – sie akzeptieren Sachen. Es ist ein allseits bekannter Fakt, dass wir berühmt sind für unsere zweifelhaften Komplimente: je harscher sie sind, umso mehr mag einen die Person. An der Westküste, wo ich lebe, ist es ein weiterer allseits bekannter Fakt, dass C-U-N-T nur ein anderer Name für den besten Freund ist. Warum sollte ich also nervös sein?
Nach dieser Erfahrung mit der Heimreise von MRM, war ich auf einem Pride und präsentierte dort meine Arbeit – für eine internationale Bank – wo ich ermutigt wurde, mein Gummi zu tragen und sie zu repräsentieren?! Verrückt. Später am Tag reiste ich in eine kleine Stadt nach Hause. Kein Thema? Warum konnte ich das auf einmal nach all dieser Zeit? Hatte ich vielleicht am Ende gar nichts zu befürchten?
Seit ein paar Monaten ist es uns, den Scottish Rubbermen, jetzt gelungen, wahrhaft zu feiern, wer wir wirklich sind. Am Bank Holiday, gab es DILF, also gingen wir auf die Straße. Zum ersten Mal den Leuten zeigen, wer wir wirklich sind. Männer, die auf Männer stehen und Gummi lieben. Und auch, dass wir normal sind. Irre, wenn eine Kneipentour für Leute etwas Aufklärendes und Inspirierendes haben kann. Sehr schnell entwickelte sich eine Fan-Base und eine Gefolgschaft, die genießt, wer wir sind und wo man Kommentare hört wie „Euer Mut ist inspirierend!" und „Ich wünschte mehr Leute würden sich selbst feiern" und persönlich gesagt zu bekommen „Fuck! Man, ich liebe Dein Outfit!". Und jetzt gibt es seit Kurzem noch weitere Scottish Rubbermen!
Seitdem wurde viele Drinks ausgegeben und Bars wurden uns und unserer Gruppe vorgestellt und es gibt kein Zurück mehr.
Ich habe Jahre damit verbracht, zu arbeiten, zu ermutigen, zu zeigen und zu führen. Anderen Jungs meine Gear ausleihen, nicht (nur), weil ich wollte, dass mit mir in die Kiste gehen, aber um ihnen zu helfen, zu entdecken, wer sie wirklich sind.
Ich bin den italienischen Leder- und Gummimännern, die mir anfingen zu helfen so dankbar und wir als eine Community müssen uns den Gefallen gegenseitig erweisen. Deshalb an die schottischen Männer, die entdeckt haben, wer sie sind – helft anderen, ermutigt sie und arbeitet fest daran unsere Community wachsen zu lassen. Und an alle die anderen im Land und auf der ganzen Welt, die das lesen und ihre Entdeckung erwarten – nehmt die Hilfe an und erinnert euch auch daran, dass man denjenigen, die den Weg als Erstes gegangen sind Respekt zollen muss. Wir laufen in ihren Fußstapfen und der Pfad ist klarer und freier von Fallen und Sträuchern durch ihr Kämpfen und Streiten.
Es braucht Mut sich dem zu stellen. Aber sobald Du es gemacht hast und diesen Vertrauensvorschuss annimmst und springt, werden wir dort sein und Dich fangen. Das verspreche ich Dir!
Wenn ihr einen Artikel schreiben wollt, der mit Fetisch und Kink zu tun hat und auf Recon erscheinen soll, schickt eure Ideen an: social@recon.com
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