MEMBER ARTICLE: Hüte Dich vor den Schatten
von
Recon News
13 Februar 2018
Von Recon-Mitglied LondonSubNigel
Vor ungefähr einem Jahr schrieb ich über Passwörter und wie wichtig es ist, dass sie sicher bleiben und man verschiedene für jede Seite, die man benutzt, hat [Editor – See link below]. Es geht nicht nur um das Schützen Deiner Privatsphäre, sondern auch der von anderen Mitgliedern.
Als Leute, die kinky sind, sollten wir uns immer daran erinnern, dass nicht jeder fähig ist -oder es sein kann- komplett offen zu sein, auf was er so steht. Möchtest Du zum Beispiel, dass auf einmal alle auf Deiner Arbeit über Deine Vorliebe zu fisten, wissen? Oder dass Deine Tante entdeckt, dass Du total auf Bondage stehst? Es ist nichts, wofür man sich schämen muss, aber es kann zu einigen unangenehmen Gesprächen beim Abendessen oder im Pausenraum führen.
Leider sammeln große Medien-Konzerne wie Facebook, die versuchen sich immer weiter und weiter in unsere Leben einzumischen, auf Arten, die uns vielleicht gar nicht bewusst sind, viele Informationen über uns. Und einiges davon gehört zu dem, was man als „Schattenprofile" bezeichnet.
Dein [Schattenprofil] auf Facebook ist etwas, dass Du gar nicht sehen kannst – es ist das, was der Konzern aus Informationen, die er über Dich an anderen Orten gesammelt hat, von Dir weiß. Es wird dafür genutzt, um Sachen, wie die Liste von Menschen, die Du vielleicht kannst, bereitzustellen – und anderen Menschen vorzuschlagen, dass sie vielleicht Deine Freunde werden sollten.
Auf diese Weise sind zum Beispiel in den USA Patienten eines Psychotherapeuten sich gegenseitig als Freunde vorgeschlagen worden, obwohl sie sonst überhaupt nichts anderes gemeinsam hatten. Weil alle Patienten, die Telefonnummer derselben Person in ihrem Adressbruch hatten, schlug Facebook die Verbindung zwischen ihnen und bot ihnen an, Freunde zu werden – obwohl sie online gar nicht mit dem Therapeuten befreundet waren.
Facebook ist natürlich nicht die einzige Seite, die so etwas macht, obwohl es alleine von seiner Größe her bedeutet, dass es hier öfters passiert als bei anderen. Viele andere, soziale Seiten, wenden ähnliche Tricks an, oftmals unter der Hilfestellung, Dir „zu helfen, Leute zu finden, mit denen Du Dich verbinden kannst." Die App fragt vielleicht nach Erlaubnis die Kontakte auf Deinem Telefon einzulesen oder die Website wird Dir vielleicht anbieten, Dir zu helfen, Leute zu finden, wenn Du ihr nur die Details Deines Emails-Accounts gibst.
Wenn Du das einmal akzeptiert hast, hast Du keine Kontrolle mehr darüber, wie Deine Informationen benutzt werden – sogar, wenn jemand anderes Deine Nummer auf Facebook als Teil seiner Kontakte hochlädt, wird das von Facebook als Information, die der Person gehört, die sie hochgeladen hat, und nicht Dir selbst, behandelt.
Seiten wie Recon, die ihren Sitz in der EU haben, müssen unter sehr viel strengeren Regeln arbeiten und können sich nicht um diese Dinge drücken; neue Regelungen, die in diesem Jahr eingeführt werden -GDPR genannt- sind sogar noch strenger. Facebook muss sich nach den EU-Regeln richten, wenn es um Accounts geht, die hier geschaffen wurden – allerdings nicht um andere. Deswegen können zum Beispiel hochgeladene Fotos von Mitgliedern aus den USA ihre Gesichter automatisch erkennen lassen, während das mit EU oder kanadischen Accounts nicht geht, weil die Regeln viel strenger sind.
Vielleicht denkst Du, dass es kein großes Problem sein kann, ein paar Informationen über jemand anderen zu teilen. Aber genau das ist ein weiterer Weg, durch den das Privatleben von anderen unabsichtlich offengelegt wird, und ich denke, wir schulden das unseren gemeinsamen „kinky" Freunden, dass wir genauso vorsichtig mit ihren Informationen umgehen wie mit unseren eigenen.
Selbst wenn Du bis aufs äußerste versuchst, Facebook nicht Deine Nummer zu geben - wenn jemand anderes auf der Seite sie auf seinem Telefon hat, kann es mit Deinem Profil verlinkt werden. Die Kontaktdaten, die sie gespeichert haben, beinhalten auch andere Informationen – vielleicht haben sie Deinen Nachnamen als „Fisting" oder „Leder" gespeichert oder sogar Deinen Recon-Namen. All diese Informationen können im Verzeichnis landen und werden in Facebooks Schattenprofil oder in den Daten, die LinkedIn oder andere Seiten über ihre Benutzer speichern.
Es ist sogar möglich, dass Dich jemand auf Facebook nur durch Deine Telefonnummer findet – eine Funktion, die nicht komplett abgeschaltet werden kann, auch wenn sie auf der Seite mit den Privatsphäre-Einstellungen auf Deine Freunde beschränkt werden kann.
Egal, ob Du oder ob Du nicht Deine Nummer der Seite gegeben hast, werden Leute, die Deine Telefonnummer in ihren Kontakten haben, sehr viel wahrscheinlicher als „Leute, die Du vielleicht kennst" vorgeschlagen. Diese Wahrscheinlichkeit steigt bestimmt noch an, wenn es weitere, gemeinsame Informationen gibt.
Das kann sehr hilfreich sein, wenn es bedeutet, dass sich alle Deine Freunde leicht miteinander verbinden können. Es ist weniger gut, wenn zum Beispiel, Dein Neffe im Teenager-Alter ein neues Profil anlegt, und weil er Deine Telefonnummer hat und er Facebook erlaubt durch seine Kontakte zu gehen, Facebook ihm eine Auswahl Deiner Freunde aus dem Bereich „Kinky" anbietet, worüber die vielleicht gerne Bescheid wüssten.
Wie kannst Du dabei helfen, das zu stoppen? Also, es gibt Grenzen in dem, was Du tun kannst, aber eine gute Faustregel ist, niemals irgendeine Seite oder Social App Deine Kontakte über Telefon oder Mail durchsuchen zu lassen.
Ja, das wird es ein bisschen schwerer für Dich machen, andere Leute zu finden, mit denen Du Dich verbinden kann, aber andererseits ist das auch einfach anständig von Dir. Du würdest ja auch nicht die private Telefonnummer von jemanden, ohne nachzuprüfen, einfach so an irgendjemanden weitergeben, der danach fragt – warum würdest Du dasselbe also für riesige Konzerne wie Facebook oder LinkedIn tun?
Wie ich schon sagte, als ich über Passwörter schrieb, es geht nicht immer nur um Dich oder mich. Wenn wir Informationen über andere Leute teilen, hat das vielleicht riesige Auswirkungen auf deren Privatsphäre. Deshalb denk' gut darüber nach, wenn eine App oder eine Website das nächste Mal einen anscheinen unschuldigen Versucht unternimmt, Zugang zu Deinen Kontakten zu erlangen.
Teilen