MEMBER ARTICLE: Gear und OCD (Zwangsstörungen)

MEMBER ARTICLE: Gear und OCD (Zwangsstörungen)

von Recon News

30 September 2019

Von CombatBiker

Lasst mich zuallererst anmerken, dass dies kein Artikel mit vollumfassendem psychologischen Wissen sein soll, sondern vielmehr bestimmte Punkte der Thematik anspricht und sich darauf konzentriert, wie Zwangsstörungen (obsessive-compulsive disorder - OCD) meine Fetischwelt beeinflussen.

Ich sammle und benutze meine Gear inzwischen seit vielen Jahren und einige Männer, die mich besucht haben, können bestätigen, dass die Begehung meines Dachzimmers dem Gang nach Narnia gleicht, nur mit dem Unterschied, dass du bei mir an Leder und Uniformen entlang streifst und nicht an Pelzmänteln. Ich legte mir mein erstes Paar DM 14-Loch Boots im Jahr 1984 zu - davor trug ich Gummi- oder Reitstiefel. Meine erste Erektion bekam ich durch Reitstiefel. Über die Jahre sah ich hier und auf anderen Internetseiten Bilder von Lederkerlen, die sich mit ihren Motorrädern inszenierten oder als Gruppe abgebildet waren und ich bewunderte sie und ihre Gear sehr.

Gleiches gilt für Soldaten und andere militärische Uniformen, obwohl ich, um ehrlich zu sein, nie ein großer Fan der Flecktarn-MDP-Gear war. Der Zwangsneurotiker in mir präferiert den DMP-Flecktarn (Disruptive Pattern Material) und die olivfarbene Ausrüstung; ich finde, man kann sich damit besser im Wald verstecken.

Was bedeutet das alles langfristig gesehen? Wie sehr beeinflusst eine Problematik der psychischen Gesundheit, wie OCD, die Welt um Kink und Spiel. Sie tut es, aber bezogen auf Fetisch vermutlich auf eine gute Art und Weise. Zwangsneurosen haben viele Härtegrade und existieren in vielen verschiedenen Formen - von simplen, kontrollierbaren bis hin zu unerträglichen Ausprägungen für den Leidtragenden mit vielen sich wiederholenden, unglücklichen Problemen.

Also, wie lerne ich, OCD und Gear unter einen Hut zu bekommen? Ich liebe meine Gear, habe mehr als 1.000 Artikel und ich sage Artikel, weil, wenn ich mich zum Spielen in Schale werfe, egal in welche Art von Gear, alles korrekt sein muss - sonst werde ich nicht hart!
Angefangen bei den einfachen Dingen; Sauber und poliert bevor es losgeht, saubere Socken, Boxershorts, abgestimmtes T-Shirt (schwarz oder weiß, abhängig von dem Rest des Outfits) und natürlich die Gear selbst. Dabei bemerkte ich mit den Jahren, dass meine Zwangsstörungen meinen Fetisch kontrollieren.

In den letzten vier Jahren habe ich viel mehr Gear gekauft, als in den sechs Jahren davor. Im Januar 2019 gönnte ich mir eine neue Bikerjacke aus Leder. Ich fuhr zu einem Bikerladen in der Stadt, war der erste Kunde direkt nach Öffnen des Ladens und durch den Geruch des Leders, den man nur in einem Laden wie diesem genießen kann, geradezu hypnotisiert, kaufte ich am Ende nicht nur eine Hose passend zur Jacke, sondern auch Boots, Handschuhe und einen Helm. Demnach ging an diesem Tag auch eine beträchtliche Menge meines Weihnachts- und Geburtstagsgeldes für die Sachen drauf, aber ich fühlte mich toll und machte auch gleich ein paar geniale Aufnahmen davon zusammen mit einem Kumpel draußen in der Nacht.

Bei den meisten Ledersachen, die ich mir über die Jahre zugelegt habe, sind die dazugehörigen „Accessoires" ein wichtiger Teil meines Looks. Das letzte Lederset, das ich mir als Meistbietender in einer Auktion ersteigert habe, ist meine zweiteilige Berik-Lederkombi. Kurz nach dem Kauf des Schnäppchens, legte ich mir auch sofort neue MX Boots und Handschuhe in dem Stil zu, um die Kombi passend zu ergänzen.

Sowas ist nicht nur beim Leder der Fall. Bezogen auf Militärkleidung ist es für mich eine zusätzliche Bereicherung, wenn die Sachen Originalteile von McCoy sind und von einem Soldaten getragen und benutzt wurden. Somit hat man auch die Garantie, dass alles korrekt ist und passt und wenn du es dann trägst und hart wirst, fühlst du dich einfach nur gut.
Skin Gear; zeig was von deinen weißen Socken, okay? Altes Bikerleder, das gute Zeug, das schwarze Zeug von früher, zeig was von den weißen Socken…ich finde, dass der obere Teil der Socken immer gut 5 cm aus den Boots herausragen und zum Outfit passen sollte - vor allem, wenn ich der Sub bin und meine Boots zusammengebunden oder -gekettet sind.

Sports Gear, Fußball- und Rugby-Ausrüstung sind teuer mit manchen Sachen über 100€. Erneut, Schuhe sauber, Schienbeinschoner tragen. Bei den Rugby-Sachen - Kopfschutz, Handschuhe, Mundschutz. Ich finde Handschuhe anziehend und seitdem viele Fußballer Handschuhe auf dem Spielfeld tragen, ist es für den Zwangsneurotiker in mir nur natürlich, genau das zu bewundern und es als ebenso erregend einzuschätzen, als andere Sachen.

Dabei habe ich auch bemerkt, dass es nicht nur meine Gear ist, die durch meine Zwangsneurosen beeinflusst wird, sondern auch die Gebiete Bondage und Fesseln.

Unsere Freunde (und Kollegen) aus den USA sind meiner Einschätzung nach so ziemlich die Besten, wenn es um Fesseln geht. Die Polizei und die Justizangestellten lassen mich rattig werden, wenn ich daran denke, wie sie Gefangene festnehmen, ihnen Handschellen anlegen, etc. Eine aufregende Fantasie für manche und die Furcht davor, geschnappt zu werden, für andere. Weiterhin ist es teilweise wirklich eine Herausforderung, an das Original heranzukommen, da manche Artikel nicht importiert werden können oder schlichtweg zu teuer sind. Nachdem ich mir letztens ein Video mit einer schweren Eisenkette mit Metallmanschetten, getragen von ein paar Kerlen, anschaute, holte ich meine Metallsäge hervor und konstruierte aus einem normalen Paar Handschellen ein ziemlich beeindruckendes Hüft-Ketten-System. Selbstverständlich waren dann auch die Fußfesseln für Reitstiefel und Motorcross-Boots ein Muss. Ich änderte die großen Fußfesseln ebenfalls so um, dass sie zu den neu angefertigten Hand- und Hüftfesseln passten.

Mit den Jahren habe ich realisiert, dass ich meine Boots in den meisten Fällen nicht mehr vor und nach jeder Session polieren muss. Mit über 100 Paaren würde ich nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Schuhcreme investieren müssen - meine Zwangsneurose so im Zaum zu halten, dass ich mir nicht mehr darüber Gedanken machen muss, wenn es keine Session außerhalb meiner Wohnung ist, ist also entscheidend. Ab und an wird dann aber doch mal die alte Zahnbürste rausgeholt, um die Rillen der Sohle vor dem Verräumen der Boots zu reinigen.

Während es immer noch Sachen gibt, die ich gerne meiner Sammlung hinzufügen würde, wird der Platz dafür aktuell zum Problem. Die Gear wird ordentlich gefaltet in Boxen aufbewahrt oder hängt an Kleiderstangen, aufgehängt mit robusten Kleiderbügeln für die schweren Lederjacken, Socken-/Handschuhaltern oder an Hosenbügeln. Es kommt vor, dass man mal makellos aussehen möchte und da kann es nicht schaden, seine Ausrüstung gewissenhaft zu lagern.

Nichtsdestotrotz muss ich auch anmerken, dass diese Einschränkungen durch OCD nicht so problematisch sind, wie sie für manche sein können und genau an diese Menschen gehen meine Gedanken. Es ist durchaus möglich, dass ein nicht wahrnehmbarer psychischer Zustand dieser Neurose zugrunde liegt und man sich deshalb professionelle Hilfe suchen sollte. Es wirkt sich bei mir auf eine andere Art und Weise aus, die allerdings im täglichen Leben wesentlich einfacher zu bezwingen ist.

Aber am Ende des Tages ist es der Dom in mir, der es kontrollieren möchte und solange ich mir Zeit nehme und Sachen überdenke, behalte ich auch die Oberhand. Und es ist wirklich nichts dabei, auch mal Gear zu kombinieren, solange du es gewählt und mit Stolz trägst und beim Betrachten im Spiegel lachst.

Und ja, du kannst Motorradkombis aus Leder in der Waschmaschine waschen - denk einfach daran, sie vorher von innen nach außen zu kehren und bei niedriger Hitze in die Trommel zu stecken.

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