MEMBER ARTICLE: Die Boots geleckt zu bekommen
von
Recon News
17 Dezember 2019
Von TankTop
Vor langer Zeit, als ich um die 21 Jahre alt war, befand ich mich in einem Computerraum der Uni, umgeben von Studenten, die ihre Aufgaben bearbeiteten, während ich über ein Netzwerk mit einem Kerl über intensiven Sex chattete. Zum ersten Mal in meinem Leben erzählte mir jemand, wie er vor mir auf die Knie gehen und meine Boots lecken würde. Wie er einfach seine Zunge über das Leder ziehen würde um mir zu zeigen, wie sehr er mich befriedigen möchte, noch bevor wir zur eigentlichen Befriedigung kommen würden. Ich stand nach der Session auf und bemerkte zu meinem Erschrecken, dass mein Bein unter der Jeans nass war. Das war wortwörtlich das erste Mal in meinem Leben, dass ich Vorsperma hatte – und das kam nur durch das Reden über die Thematik. Meine Boots geleckt zu bekommen ist immer noch die einzige Sache, die meinen Schwanz zum Tropfen bringt, kein Plan warum.
Stiefellecken ist international anerkannt als Geste tiefster Unterwerfung; man kann den Machtunterschied nicht deutlicher ausdrücken. Wie bei jedem Kink gibt es einige Leute, die total drauf abfahren, manche, denen es gleichgültig ist und dann noch sehr viele andere, die es abstoßend finden.
Ich habe das Interesse an einigen wirklich attraktiven Kerlen verloren, da ich darauf bestehe, dass Boots Bestandteil einer jeden privaten Szene sind und nein, Füße reichen nicht aus. Also warum verlange ich danach – mal davon abgesehen, dass es mich unglaublich anmacht?
Es ist ein Filter. Jeder kann von Dom/sub reden, aber man will schnell wissen, ob es passt. Für mich als Dom, der aus ist auf totalen Kräfteaustausch, ist das Stiefellecken der Test dafür: es ist real, es ist tiefgründig, trotzdem muss sich niemand ausziehen, keine Hilfsmittel werden benötigt. Männer haben mir auch schon meine Boots im Treppenhaus vor meiner Wohnung lecken müssen, bevor ich sie hereinbat. Man kann es auch im vorderen Teil einer Lederbar machen, um zu sehen, ob der Kerl es wert ist, in den hinteren Teil mitgenommen zu werden. Ich sage Kerlen, die mich online um ein Treffen bitten, dass sie, wenn sie mich auf einem Event entdecken, einfach nur auf die Knie gehen und lecken müssen. Nur sehr wenige machen das, doch genau die sind für mich relevant.
Ein kleiner Teil der subs versteht, was das für eine Bühne für ihre eigene Präsentation ist: Lecken sie mit der ganzen nassen Zunge? Sind sie dabei gründlich? Versuchen sie, den Dom aufzugeilen? Wie sehr bemühen sie sich? Bitten sie um Erlaubnis, den Stiefel zu berühren, ihn zu liebkosen, ihn mit beiden Händen zu halten, während sie arbeiten? Zeigen sie Hingabe? Bleiben sie beim sicheren oberen Teil oder kommen sie den Sohlen näher oder arbeiten sogar vollkommen darunter? Das ist der Zeitpunkt, um zu beeindrucken, während man zeigt, wie unterwürfig und hingebungsvoll man gegenüber dem Körper und Schwanz des Doms sein wird – eine gute Stiefelleck-Session sollte im Master das Verlangen wecken, mehr in den Mund des subs zu stecken.
Oder versuchen sie, wie die meisten, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und an das zu kommen, was unter dem Leder verborgen ist. Lecken sie mit viel Spucke oder mache ich sie zu nervös dafür. Versuchen sie, das Berühren der Boots mit den Lippen als Lecken durchgehen zu lassen? Ist das nur ein lästiges Übel auf ihrem Weg zum eigentlichen Ziel bzw. zur ihrer eigenen Befriedigung, meinen Schwanz zu bekommen, geschlagen zu werden, etc. oder ist es ihr Fetisch, den Dom glücklich zu machen und zu befriedigen? Dieser letzte Teil ist der Schlüssel.
Ich arbeite in diesen Boots. Ich cruise in diesen Boots. Und ich habe harten Sex in diesen Boots. – Ich behalte sie an. Meine Boots zu verehren bedeutet das zu wertschätzen, von dem mein Sex und meine Kraft ausgeht. Wenn ein sub vor mir auf die Knie fällt, um sie zu lecken, weiß ich, dass er das akzeptiert. Er signalisiert mir damit, dass er für mich da ist, um mich auf meine Art und Weise zu befriedigen.
Einwilligung ist dabei alles. Ich mache sehr deutlich, was man von einem persönlichen Treffen mit mir erwarten kann und ich beachte die Limits – ich gestehe auch, dass ich meine Boots vor den Treffen etwas mit Wasser abwische und das meiste der Politur entferne (aber erzähl das keinem weiter, Leute könnten annehmen, dass ich weich werde).
Außerdem lasse ich es für gewöhnlich nicht in der Öffentlichkeit zu, es sei denn, es geschieht an einem Ort, an dem Kink angebracht ist: Lederbars, Events, wie MAL, Straßenfeste, wie Folsom. Es kann sehr schockierend sein, wenn man damit in Berührung kommt, wenn man nicht auf Kink steht und wir müssen das beachten und ernst nehmen. Was komisch erscheint, ist, dass, obwohl das Lecken von Stiefeln häufig in Videos gezeigt und in Texten thematisiert wird, selbst in Räumen, in denen Kink zelebriert wird, gemischte Reaktionen dadurch hervorgerufen werden. Meinen Schwanz in einer Bar in Berlin geblasen zu bekommen ist nichts Dramatisches, aber sobald mir jemand die Boots leckt, richten sich alle Augen auf mich. Das ist allerdings auch die beste Werbung, die ein sub für beide Beteiligten machen kann: jeder kann sehen, dass es einem ernst ist.
Wann immer ich mit meinem engsten sub auf Veranstaltungen unterwegs bin, führen wir ein Experiment durch, bei dem er, ohne sich dabei etwas auszuziehen, runter geht und leckt. Das Resultat ist immer gleich: wir werden wie wahnsinnig fotografiert und, egal wie voll es ist, halten die Menschen um uns herum einen Abstand von mindestens zwei Metern ein – selbst während der geschäftigsten Zeit auf der meistbesuchten Kreuzung der Folsom Street Fair in San Francisco, wo die Menschen Schulter an Schulter gedrängt standen. Es war wie die Teilung des Meeres, während manche beunruhigt auf das schauten, was ich als das wohltuendste aller SM-Vorspiele ansehe.
Ach übrigens, fass verdammt nochmal nicht den sub an, während er auf dem Boden beschäftigt ist. Er ist ohnehin schon genügend anderen Einflüssen ausgesetzt, physikalischer und auch emotionaler Natur, das Lecken von Boots in der Öffentlichkeit, verloren in der Arbeit und mit dem Kopf nach unten gerichtet, unfähig, das zu sehen, was um ihn herum passiert. Er kann darauf verzichten, deinen Schlag auf den Arsch als Anerkennung zu erhalten – ich kümmere mich schon selber darum. Glücklicherweise sind meine Freunde schon so daran gewöhnt, dass sie sich einfach um den sub herum positionieren, um ihn zu beschützen, während wir weitererzählen.
Das einzige Problem dabei ist der fehlende Blickkontakt, da er ja runterschaut. Man kann den Moment nicht gemeinsam genießen mit intensiven gegenseitigen Blicken. Außer natürlich, er bittet den MASTER, sich hinzusetzen, sodass er wirklich zeigen kann, was für eine erfahrene Sau er ist und wie sehr er den MASTER verehrt, indem er mit den Sohlen anfängt…
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