MEINUNG EINES MITGLIEDS: Worum es bei Puppy Play wirklich geht
von
Recon News
23 Oktober 2017
Von unserem Recon Mitglied Pupperoo als Antwort auf den Artikel „Wäre Puppy Play etwas für mich?"
Ich bin ein sehr aufgeschlossener Mensch und habe schon verschiedene Fetischarten ausprobiert, weshalb es keine Überraschung war, als meine Aufmerksamkeit auch auf Puppy Play fiel. Es scheinen einige falschen Vorstellungen verbreitet zu sein, was Puppy Play ist, weshalb ich für Aufklärung sorgen und euch ein besseres Verständnis davon vermitteln möchte. Zuerst schauen wir uns daran den positiven Teil an, der Spaß macht, bevor wir uns der dunkleren und negativeren Seite widmen.
Bei Puppy Play geht es darum, dem richtigen Leben zu entfliehen. So wie das manche Leute tun, indem sie meditieren, Yoga machen, Sport treiben oder eben andere Sachen tun, um sich vom normalen, täglichen Stress, abzulenken. Für Puppy Play muss man kein besonderer Typ sein, nicht besonders gebaut sein und auch kein bestimmtes Alter haben und auch keine besondere Gear besitzen. Es ist eher eine Denkhaltung – sie wird Pup Space genannt – in die man sich begibt. Natürlich hilft einem Gear dabei, einfacher in diese Denkhaltung zu kommen. Das Wichtigste aber ist, dass es dabei um Akzeptanz geht und man nicht andere Leute dafür verurteilt. Es hat nichts damit zu tun, sich wie „Bios" zu benehmen -was der Name für echt Hunde im wirklichen Leben ist- oder dass man wie einer behandelt wird (wie bei S&M).
Puppy Play an sich ist ziemlich flexibel, was auf seinem wichtigsten Bestandteil beruht: es gibt keine Regeln! Es ist ein komplett anderer Fetisch als Master & Slave, Dom & Sub, BDSM und alle anderen Fetische, die es gibt. Man muss dafür keinen anderen Fetisch haben oder einen anderen Fetisch damit vermischen und braucht deshalb auch keine besondere Gear. Wenn man will, kann man ihn in Shorts und T-Shirt machen. Ich persönlich mag es total im Sommer Camouflage zu tragen.
Manchmal können ein Halsband oder/und eine Leine helfen, die Erfahrung zu intensivieren und Dir auch die Denkhaltung zugänglicher machen.
Zu Puppy Play gehört erst mal kein Sex oder irgendetwas sonst wie Sexuelles. Bei diesem Fetisch muss man keinen Sex haben, so wie auch die Beschränkungen oder Regeln, die für andere Fetische gelten, nicht für Puppy Play gelten. Deshalb zählt er zur Cross-Sexualität, was bedeutet, dass man, egal was für eine Sexualität man hat, daran teilnehmen und miteinander spielen kann. Wenn es Events gibt, sind sie entweder gemischt oder nach Sexualität getrennt. Deshalb ist es auf eine breite Vielfalt ausgelegt, wie pan-sexuell oder demi-sexuell – die zum Teil des asexuellen Bereichs gehören. Diese Arten von Sexualität werden nicht über die visuelle Anziehung oder den Gedanken, Sex miteinander zu haben, definiert.
Da natürlich viele Leute schon einen Fetisch haben, wenn sie zu Puppy Play kommen, passiert es oft, dass sie ihn damit verbinden. Deshalb sieht man eben öfter Puppies, die Gummi, Leder oder Neopren tragen. Er kann auch mit BDSM verbunden werden, aber das ist auf keinen Fall eine Voraussetzung. Bei BDSM als Teil des Puppy Plays, kann natürlich auch Sex dabei sein, aber ich wiederhole mich: das liegt natürlich ganz beim Puppy und der Dynamik der Situation.
Jetzt zum allgemeinen Verhalten: Puppies stehe für Spaß, sie sind verspielt, suchen die Aufmerksamkeit, lieben es zu kuscheln und herumzutollen, wenn sie im pup space sind und wollen einfach nur freundlich und mit Liebe behandelt werden. Außerhalb des pup space, wenn sie mit anderen Puppies zusammen sind, mischen sie Wuffs und Arrooo's unter ihre Sprache, aber sie verhalten sich immer noch wie normale Menschen. Manchmal tragen sie auch an Puppy freundlichen Orten in der Öffentlichkeit ihre Hauben (Puppy-Masken). Ansonsten sind die meisten Puppies, die ich kenne professionelle und intelligente Menschen, die tiefe, intellektuelle Konversationen miteinander haben.
Im Pup Space gibt es keine verbale Kommunikation, weshalb sowohl der Puppy wie auch der Halter oder Besitzer wissen müssen, auf was sie achten müssen, um zu verstehen, was der Puppy will und braucht. Das geschieht über Gesten und Geräusche, womit wir jetzt zum Puppy Training kommen. Neue oder streunende Puppys können von anderen Puppys lernen oder von einem Halter oder Besitzer trainiert werden, die wiederum von den erfahreneren gelernt haben.
Die Rollen beim Puppy Play können mit den Rollen im normalen Sex-Leben verglichen werden: Alpha = aktiv (dominant), Beta = versatil (switch) und Omega = passiv (submissiv). Ein Besitzer kann der feste Freund / die feste Freundin / der Partner sein – jemand in einer Beziehung oder verheiratet mit dem Puppy. Während der Halter ein vorübergehender Besitzer ist, meistens jemand, der außerhalb solcher Beziehungen steht. Die einzige Regel für Halter ist, dass sie den Regeln folgen müssen, die der Besitzer aufstellt. Zum Beispiel, gibt es keinen Sex, wenn das Paar (Besitzer und Puppy) im echten Leben eine monogame Beziehung führen.
Im Allgemeinen kommt beim normalen Puppy Play kein Sex vor, weil die Puppies das als eine Ablenkung ansehen, die dazu führt, dass sie aus ihrem Pup Space heraus müssen. Das erlaubt ihnen auch mit anderen Puppies zu spielen, ohne, dass sie sie attraktiv finden müssen, wie es im echten Leben so wäre. Man muss auch keinen speziellen Typen haben, außer man zielt als Puppy darauf ab, einen Besitzer oder Halter zu finden, um mit ihm eine Beziehung anzufangen, in der man auch Sex hat.
Wenn Puppies in der Gruppe spielen, kommt es vor, dass sie nach Flaschen, Tennisbällen oder allem, was sie ausfindig machen können um sich zu amüsieren, jagen. Im Allgemeinen sind sie voller Energie und allein beim Anblick, sie spielen zu sehen, möchte man am liebsten mitmachen – denn, wer mag es nicht, mit Puppys zu spielen? Das ist meistens der Teil, der die Besitzer und die Händler fasziniert: sie können mit der Rolle des Puppy nicht viel anfangen und möchten lieber ihre eigene Individualität und ihren eigenen Fetisch behalten und das beim Spielen mit dem Puppys miteinbringen.
Jetzt zur dunklen Seite des Puppy Play. Weil die Akzeptanz und nicht das Urteilen im Vordergrund steht, bringt manch einer, der zu Puppy Play vorstößt, mentale, gesundheitliche Probleme mit sich. Ob es Depressionen oder Angstgefühle sind, spielt keine Rolle, da man beim Puppy Play nicht als Mensch betrachtet wird, so dass die menschlichen Probleme nicht Teil deiner Persönlichkeit als Puppy werden. Zumindest würde man das annehmen. Doch traurigerweise können manche Puppys nicht komplett von ihrem menschlichen Verhalten ablassen und machen ihre Probleme zu denen der anderen Puppys oder Menschen.
Unglücklicherweise werden manche Puppys wegen dieser mentalen, gesundheitlichen Probleme, leichte Ziele für andere, die keine Mühen scheuen, ihnen Stress zu bereiten oder gemein zu ihnen zu sein. Das geht so weit, dass manche Puppys oder Menschen sogar in Betracht ziehen, Dinge zu tun, wie sich zum Beispiel selbst zu verletzen. Das ist natürlich nicht allein eine direkte Verbindung zum Puppy Play, da man überall im Leben, herzlose, vergeltungssüchtige Höllenhunde findet, die nach einer verletzlichen Beute Ausschau halten. Ich bin mir sicher, dass uns das allen in der einen oder anderen Form schon mal begegnet ist.
Ich hoffe, ihr hattet euren Spaß und habt jetzt ein besseres Verständnis von Puppy Play. Zum größten Teil ist es ein unschuldiges, wunderbares Erlebnis voller Spaß, dass jeder genießen kann. Puppys wollen geliebt werden, viel Aufmerksamkeit bekommen und herumspielen. Ohne Einschränkung von jedem akzeptiert werden. Es gibt kein Richtig oder Falsch, denn Puppy Play ist für jeden Einzelnen etwas Anderes und es kommt alles auf die Dynamik und was man aus der Erfahrung mitnehmen möchte, an.
Geschrieben von einem Puppy,
ein fröhliches Bellen an alle!!!
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