INTERVIEW: Tommy Vowles
von
Recon News
29 Januar 2020
Tommy ist ein Berliner Designer, der auf vegane Lederwaren spezialisiert ist. Schon immer von seinem dunklen Background beeinflusst, konzentriert er sich heute darauf, hochwertige Modestücke anzubieten, die ausschließlich aus veganen Materialien bestehen. Aus Liebe zum Aussehen und zur Haptik von Leder, hat Tommy seine Marke als ethisches Statement entwickelt und gleichzeitig dafür gesorgt, dass seine Arbeit allen Formen, Größen und Geschlechtern gerecht wird.
Was ist Dein Hintergrund bezogen auf Design und die Fetisch-Szene?
Ich habe Mode an der Universität studiert und hatte ein bisschen damit zu kämpfen. Ich glaube, ich war von den herkömmlichen Materialien nicht begeistert und hatte meinen eigenen Stil noch nicht wirklich gefunden.
Ich war schon in jungen Jahren in der Fetischszene aktiv, bin allerdings durch die Gothic-Szene dazu gekommen - war in Clubs wie Torture Garden und habe ein paar ziemlich extreme Outfits getragen. Ich interessierte mich mehr für Fetischmode, die durch Gothic geprägt wird. Ich liebe den Stil von Blixa Bargeld, die Riemen und Geschirre als Oberbekleidung trägt.
Was hat Dich dazu veranlasst, Fetischkleidung zu entwerfen?
Ehrlich gesagt ist die Marke aus einem Zusammenbruch und einer Genesung von Alkoholismus entstanden, wodurch ich plötzlich ganz viel Zeit zur Verfügung hatte und wieder klar denken und kreativ sein konnte. Ich bin inzwischen seit 2,5 Jahren nüchtern und die Marke war ein wesentlicher Faktor für meine Genesung und die Wiederfindung meiner Identität.
Es dauerte eine Weile, bis ich mit Ideen und Prototypen herumexperimentierte und anfing, meine Arbeit online zu stellen. Die Leute mochten es und es dauerte nicht lange, bis ich in meinem Schlafzimmer Sonderanfertigungen machte und es von da an stetig wuchs.
Woher bekommst Du Deine Inspirationen?
Ich bin von Menschen inspiriert - Ich mag es, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich stark und sexy zu fühlen, darum ging es mir immer. Ich lasse mich von der Goth-Szene, Epochen der Geschichte, Rüstungen, John Willie-Illustrationen und vielem mehr inspirieren, aber ich glaube, ich habe eine genaue Vorstellung davon, wer mein Kunde ist und was ihn zu etwas Besonderem macht. Ich versuche, den Kunden bei allem, was ich tue, in den Mittelpunkt zu stellen.
Was war das ursprüngliche Ziel, als Du mit deiner Marke gestartet bist und hat sich das über die letzten Jahre geändert?
Das ursprüngliche Ziel war es, Dinge herzustellen, die ich zwar tragen wollte, die aber in veganen Materialien nicht erhältlich waren. Ich fing zuerst mit der Fertigung von veganen Lederjacken an. Ich hatte bis dahin noch nichts gesehen, was mich wirklich beeindruckt hatte, also begann ich, die Bikerjacken mit riesigen, veganen Schlangenleder-Revers herzustellen und mit blutrotem Samt zu füttern. Ich habe sie geliebt, aber die Leute fragten mich immer wieder nach Zubehör und Gurten. Ich wurde schnell zum Mann für die Harnesse und kreierte diese Stücke für Freunde. Mit der Zeit baute ich mir eine Sammlung auf. Ich habe mich viel ausprobiert - habe mit Materialien und Methoden experimentiert. Die Leute sind skeptisch gegenüber allem Veganen und möchten, dass es möglichst echt aussieht, besonders dann, wenn es sich um Leder handelt, bei dem das Material selbst ja der Fetisch ist.
Ein weiteres Ziel von mir ist es, als Marke so inklusiv wie möglich zu sein. Ich biete individuelle Größen an, um Menschen aller Formen, Größen und Geschlechter zu respektieren und zu unterstützen.
Wie gehst Du vor, wenn Du ein neues Stück designst und kreierst.
Ich arbeite tatsächlich rückwärts. Ich lasse mich von einem Stück Hardware oder einem bestimmten Material inspirieren und baue dann ein Stück darauf auf. Zurzeit bin ich wirklich besessen von Vintage-Schnallen und habe alle meine Freunde und meine Familie damit beauftragt, danach Ausschau zu halten. Ich habe festgestellt, dass meine Kunden kleine Auflagen und limitierte Produkte mögen. Die Vintage-Schnallen passen gut dazu.
Alle Deine Produkte sind vegan – glaubst du, dass der Trend hin zu ethisch vertretbarer Fetischkleidung geht?
Ich würde sagen, ja. Als ich anfing, gab es nur eine sehr kleine Anzahl an Fetischdesignern, die ausschließlich mit Lederalternativen arbeiteten. Diese Zahl ist definitiv gewachsen, seitdem ich das mache und das freut mich wirklich sehr. Soziale Medien und alternative Nachrichten haben es der Fleisch- und Milchindustrie zunehmend erschwert, den Menschen weiterhin die Wahrheit vorzuenthalten. Mainstream-Supermärkte sind jetzt voll mit innovativen Fleischalternativen und ich denke, die Leute beginnen darauf zu achten, woher ihre Kleidung kommt und was sie essen.
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