Folsom Street Fair: Warum ich tieftraurig bin, nicht hingehen zu können

Folsom Street Fair: Warum ich tieftraurig bin, nicht hingehen zu können

von Recon Events

31 August 2018

Von Mitglied OhBilly aus dem Team Recon

Artikel wurde ursprünglich im September 2017 auf Recon gepostet


Als ich in meinem ersten Jahr für Recon gearbeitet habe, hatte ich das große Glück, als einer der Jungs, die zur Folsom Street Fair nach San Francisco dürfen, ausgewählt zu werden. Ich durfte schon davor zu einigen großartigen Orten reisen, aber das war der Trip, auf den ich mich am meisten freute. Folsom ist sagenumwoben und ich konnte nicht warten, es aus erster Hand selbst zu erfahren. Wie sich herausstellte, sollte meine Aufregung mehr als gerechtfertigt sein.

Sobald wir in San Francisco gelandet waren, schwärmten wir ohne irgendwelche Pausen aus. Wir hatten ein Foto-Shooting mit zwei Ledermännern von hier direkt in der Stadt, wir besuchten The Armory (der unglaubliche Veranstaltungsort / Fetisch-Porn-Studio, der dieses Jahr für Magnitude genutzt wird) und wir richteten unsere Party ein. Es war harte Arbeit, aber jemand musste sie ja machen.

Das große Wochenende selbst, wurde mit der Recon Party am Freitag Abend eingeläutet. Ich wurde eingeteilt, an der Tür die ankommenden Jungs zu begrüßen. Ich bin wohl kaum der Typ, der allein wegen seines guten Aussehens an der Tür stehen sollte, doch fast alle Jungs, die kamen, waren entweder super nett oder sehr stark am Flirten mit mir, was sich auch nach innen in die Atmosphäre übertrug. Die Männer, die kamen, wollten ihren Spaß haben und brachten genau diese Energie mit auf die Party. In jeder Stadt, die wir besuchen, ist die Einstellung ihrer Bewohner zum Fetisch unterschiedlich und es schien mir, dass die Jungs aus San Francisco hierherkamen, um jede Menge lauten Spaß zu haben. Wie die Nacht voranschritt, hätte ich eigentlich mal reingehen und den Darkroom unsicher machen können, doch irgendwie gab es mir so einen Kick mit den ankommenden Männern herumzuschäkern und zu lachen, dass ich an der Tür blieb. Es war meine erste körperliche Erfahrung mit Fetisch in den USA und es schien mir, dass es sehr viel unterschiedlicher ablief als in Nordeuropa, denn hier gab es eine Verspieltheit, die mir bis 7 Uhr morgens ein Grinsen ins Gesicht zauberte.

Der Samstag hatte Magnitude, eine gigantische Gear-Party, für uns auf Lager. Hervorragende Musik, Kink Perfomances und ein Meer an tanzenden, geilen Männern, die sich immer näher kamen. Wir waren vom Vorabend noch ein bisschen fertig, aber unser Eindruck war trotzdem anregend und mit einer ordentlichen Portion Schweiß.

Da Folsom Street Fair ein langer Tag ist, war es eine gute Entscheidung früh Schluss zu machen. Es ist ein langer Tag, aber auch ein unglaublich toller. Wir bauten unseren Stand auf und warteten darauf, dass der Spaß beginnt. Das dauerte nicht lange. Jungs (und Mädels) aus den USA und der ganzen Welt kamen vorbei uns zu treffen, mit uns über ihren Fetisch zu plaudern, Fragen über Recon zu stellen oder einfach um ein kostenloses T-Shirt zu bekommen. In diesem Jahr verteilten wir auch Recon Jocks, aber die Jungs mussten, wenn sie einen wollten, dafür arbeiten. Wir führten einen „Jock Tausch" durch: wer einen Jock wollte, musste uns den, den er gerade anhatte, aushändigen (ich glaube, ich habe immer noch ein paar davon zu Hause). Es war ein Wettkampf innerhalb unseres Teams, um zu sehen, wer die meisten zusammen bekommt und die anderen beiden gingen mit einer Ladung verschwitzter Unterwäsche nach Hause.

Wie der Tag voranschritt, war es uns gestattet auch Drinks zu haben und das Straßenfest zu erkunden. Die warme September-Sonne und der Alkohol fügten sich zusammen und schafften eine veritable Festival-Atmosphäre, während ich an Ständen mit Gear und Dildos vorbeischaute, mir eine Nacktversion von Twister auf der Bühne und Flogging-Vorführungen auf der Straße anschaute.

Zurück am Stand wurden wir von Horden von Typen in ihrer Gear besucht und wir genossen alle hemmungslos zu flirten und einige von ihnen zu küssen. Ich verstand mich bestens mit einem wuscheligen Promo-Typen einer rivalisierenden App und wir machten aus, uns nach dem Straßenfest zu treffen. Wir freundeten uns auch mit einer großen Gruppe toller Lesben mittleren Alters an, die uns Alkohol Nachschub lieferten und dafür sorgten, dass wir auf dem Pegel blieben.

Als es Abend wurde und die Zeit kam zusammenzupacken, fühlte ich starkes Wohlbehagen in mir (und das war nicht nur der Alkohol). Es war so ein großartiger Tag – der noch nicht vorbei war! Ich machte mich auf den Weg zurück zum Hotel und schwamm noch eine Runde, bevor der Promo-Typ vorbeikam. Im Pool waren ungefähr acht haarige Bären-Typen hintereinander aufgereiht… Ich stieg ins Wasser und schäkerte mit ihnen herum und unterhielt mich, während sie ihren Spaß miteinander hatten. Die ganze Begegnung fühlte sich wie die perfekte Zusammenfassung meines Wochenendes im Ganzen an – geil mit einer gesunden Dosis Albernheit und Humor.

Für mich berührte Folsom den selben freien und ungezwungenen San Francisco Zauber, den Armistead Maupin in den 70ern/80ern/90ern mit seinen „Tales of the City"-Büchern in Serie brachte (was mir als 14-jähriger, schwuler Junge in Blackpool sehr viel bedeutet hat). Ich bin unter keinen Umständen ein Experte, wenn es um diese Stadt geht und meine Sichtweise könnte von sentimentalen Gefühlen überschattet sein, aber dieses Wochenende 2015 war pure Freude und ich werde es immer in Erinnerung behalten.

Deshalb ja: all das, was ich oben geschrieben habe, erklärt, warum ich wirklich tieftraurig bin, dieses Jahr nicht an Folsom teilzunehmen. Falls ihr hingeht, habt eine großartige Zeit und wenn ihr noch überlegt, ob ihr gehen sollt, solltet ihr auf jeden Fall hingehen! Geht hin für alle die, die es dieses Jahr nicht schaffen, aber in der Hoffnung es das nächste Mal zu schaffen, sind.

UPDATE: Das war letztes Jahr, dieses Jahr gehe ich hin! Wir sehen uns, Männer!

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