Erfahrungen eines Mitglieds: Wäre Puppy Play etwas für mich?
von
Recon News
21 August 2017
Von Team Recon Mitglied OhBilly
Heutzutage findet man in der Fetisch-Szene fast überall Puppys. Als Teil meines anhaltenden Strebens meinen Fetisch-Horizont zu erweitern, habe ich mich gefragt, ob das vielleicht was ist, das ich mal ausprobieren sollte…
Meine erste Berührung mit Puppy Play fand vor drei Jahren statt, als ich anfing für Recon zu arbeiten. Als ich darauf stieß, war ich erst mal überrascht. Ich war natürlich mit der Idee, der Hund von jemand zu sein, vertraut und konnte mir auch den Anreiz davon für ein oder zwei Sessions vorstellen. Aber Puppy Play schien mir um einiges gewaltiger und so viel mehr komplexer als dieses Konzept. Um nur eins zu nennen, denke ich, dass es bei Puppy Play nicht darum geht, der Hund von jemand anderem zu sein, sondern viel mehr, dass man sein eigener wird.
Obwohl ich auf der Uni Theater gespielt habe; obwohl ich gelegentlich vorlaut bin; obwohl ich in einem Job arbeite, wo ich regelmäßig Networking mache, während ich Fetish- Gear trage, bin ich eigentlich ein eher ruhigerer Mensch. Ich bin seltsam zurückhaltend in vieler Beziehung und nach meiner Meinung, scheint es wie eine Herkules-Aufgabe sich in den Kopf eines Puppy zu versetzen. Puppy Play kann einige Aufmerksamkeit anziehen und ich denke, dass es zum Teil genau das ist, was für mich erst mal eine Hürde ist und es schwierig macht, mit der Idee warm zu werden.
Also warum ziehe ich überhaupt in Betracht, etwas auszuprobieren, bei dem ich spüre, dass ich keine Verbindung dazu habe? Nun, da ist zunächst mein Erfahrungsschatz: Ich bin ziemlich spät auf Fetisch und Kink gestoßen und ich hab eine leise Ahnung, dass ich versuche, die verlorene Zeit wieder gut zu machen. Dann, um offen zu sein, ist es einfach mein Job über Fetisch zu schreiben (übrigens ein super Job!). Ob Verbindung oder nicht, ich brauche diese neuen Erfahrungen, weil verzagter Mut bisher nie zu einem starken Beitrag für Recon geführt hat.
Ich hatte beschlossen, dass ich zu SM Gay's Puppy-Taster-Night gehe, um meinen inneren „Schweine-Hund" zu finden. SM Gays ist eine soziale und aufklärerische Gruppe für schwule und bisexuelle Männer in London, die monatlich Discovery Nights veranstalten, bei denen man etwas über verschiedene Typen von SM Play erfahren kann. Es gibt sie bereits seit 36 Jahren und da sie sich mit Puppy Pride und Mr Puppy UK verbunden haben, gibt es eine Menge Fachwissen vor Ort. Das schien meine beste Chance, es mal zu wagen.
Als ich bei der Discovery Night ankam, traf ich auf mehrere Typen von SM Gays, die alle unglaublich nett und zugänglich waren. Ich hatte Rubber Gear bei mir, deshalb ging ich mich umziehen… Dann ging ich auf die Toilette… Dann ging ich zur Bar… Dann ging ich nach draußen, wo ich für ausgesprochen lange Zeit Eine geraucht habe… Dann ging ich wieder rein und fühlte mich seltsam unbeholfen… Dann ging ich wieder raus, wo ich nochmals ausgesprochen lange geraucht habe, während ich mich mit üblichen SM Gay Besuchern unterhielt und vermied, das zu tun, wofür ich hergekommen war – mich darauf einzulassen, ein Puppy zu werden.
Ich weiß nicht, was es ausgelöst hat, dass ich mich so unwohl gefühlt habe. Wie ich bereits sagte, war jeder, den ich traf, nett und leicht ins Gespräch zu bekommen, aber ich hatte ein seltsames Gefühl am falschen Ort zu sein, dass ich niemals vorher bei einem Fetisch Event hatte. Ich denke, dass die Entscheidung alleine zu kommen, nicht gut war, da es so für mich viel leichter war, mich in mich selbst ein bisschen zu verkriechen und mich mit dem iPhone als Ablenkung alleine blieb. Auch denke ich, dass es sehr viel komplizierter ist, sich ein Herz zu fassen, wenn das Ziel etwas ist, dass nicht so wirklich mit Deinen eigenen Begierden übereinstimmt.
Dann war es schließlich Zeit, dass Kye von Puppy Pride eine Vorführung gab. Ich stand da, sah und hörte zu, während er durch die wichtigen körperlichen Belange ging, wenn man ein Puppy sein will. Er erzählte uns welche Gear man am besten benutzt, über die geeigneten Toys und Schüsseln, die richtige Haltung und noch weitere Stichworte zum Thema Körperlichkeit eines Puppys. Es war interessant zu zu hören und ich lernte einige Dinge, die ich vorher nicht bedacht hatte, aber ich fühlte immer noch keine Verbindung. Kyes Vortrag über die verschiedenen Möglichkeiten, wie man verinnerlicht ein Puppy zu werden, war super, aber das war nicht der Punkt, mit dem ich Probleme hatte. Ich realisierte, dass es nicht die körperlichen Sachen waren, die mich zurückhielten (obwohl mein alter Rücken-Unfall dazu etwas zu sagen hätte), es war die mentale Seite der Gleichstellung, bei der ich ausstieg.
Ich blieb um den Rest des Vortrags zu hören, dann suchte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich war von mir selbst enttäuscht, dass ich es nicht geschafft hatte, mich bei dieser Gelegenheit zu überwinden und regte mich darüber auf, was ich jetzt für meinen neuen Erfahrungsbericht aufschreiben sollte.
Was uns genau hierher führt…
Ich denke jetzt über Puppy Play, dass, wenn man im Kopf nicht die richtige Einstellung dazu findet, funktioniert auch der ganze Rest nicht. Es ist ziemlich grundlegend, dass man eine Neigung dazu hat, sonst kann man sich dem Spiel nicht hingeben. Das gilt nicht nur ausschließlich für Puppy Play. Ich spüre, dass ich die Reaktion, die ich darauf hatte, hätte vorhersagen können, wenn ich eine Reihe von Kinks und Fetischen versucht hätte, zu denen ich keine Verbindung habe. Es geht wirklich gar nicht so sehr um Puppy Play, sondern eher den Punkt, dass wir alle individuelle Geschmäcker und Begierden haben und es nicht eines für alle gibt. Ich denke, dass es wichtig ist, Chancen und Experimente wahrzunehmen, wenn es um Kink geht, aber auch, dass man die richtige mentale Einstellung dazu haben muss. Man kann diese Dinge nicht wirklich erzwingen und wenn man das versucht, kann es einen oft vom Weg ab bringen.
Ich bin immer noch für die Idee zu haben, Puppy Play auszuprobieren – ich bin ein offener Mensch und ich würde nicht etwas abwerten ohne eine Erfahrung damit gemacht zu haben. Ich denke nur, dass wenn ich es nochmal versuche, die Situation richtig sein müsste – organischer – und ich es vom Kopf her richtig wollen müsste.
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